Einkaufen mit ABBA

Mutter hörte zwölf Stunden am Tag Radio, natürlich den helvetischen Hauptsender, auf dem ein ABBA-Hit nach dem andern lief - und zur Abwechslung auch mal ein Stück von Trio Eugster, Peter, Sue und Marc, den Minstrels oder Pfuri, Gorps und Kniri. Hauptsächlich lief jedoch ABBA. Während Vaters Jazzverrücktheit einer subjektiven Vorliebe entsprang und Privatsache war, ein Musikgeschmack wie jeder andere auch, war ABBA etwas Öffentliches und Universales - und ausserhalb jeder Geschmacksrichtung. ABBA musste man nicht mögen. Man musste auch die Luft oder den Himmel nicht mögen. Es war nicht von Belang. ABBA durchdrang alles und war in alles hineingemischt, wie ein chemisches Grundelement, das man zum Leben brauchte. ABBA lief immer und überall. ABBA lief dort, wo sich das ganz normale Leben abspielte. Und logischerweise auch bei uns zu Hause, vor allem tagsüber, wenn das Radio an war. ABBA lief eben nicht darum, weil Mutter diese Musik besonders gemocht hätte, Mutter reagierte immer nur auf Wörter, sie hatte absolut kein Musikgehör, sondern weil ABBA eine Allzweckmusik war, ein Synonym für Wohlklang. Um nicht zu sagen: Wohnklang. Man wohnte darin, man war darin zu Hause. Mit der Permanenz einer ewig kreisenden Sphärenharmonie formte ABBA die ganze Realität um uns herum wie auf einer Töpferscheibe. Es war der Soundtrack, der bei allem mitlief und sich in alles einmischte, in das Wäschemachen, das Teigkneten, die Hausaufgaben und das Milchtrinken. Nur beim Mittagessen verstummte die Musik für mindestens eine halbe Stunde, weil dann die Nachrichten kamen. Doch kaum war das Mittagessen vorüber und der Nachrichtentext verlesen, ging es wieder los. ABBA war die Tonspur, die unsern Haushalt, unsere Wohnstrasse und überhaupt die ganze damalige Welt definierte. ABBA lief in Dauerrotation. Um ABBA kam niemand herum. Besonders nicht bei uns zu Hause. Von morgens bis abends lief das Radio mit einem lockeren Schwatzen, das hie und da von Signet-Einspielungen und ABBA-Musik unterbrochen wurde. Oder vielleicht war es eher umgekehrt: das Schwatzen unterbrach die eigentliche Hauptsache, nämlich die Musik von ABBA, um daran zu erinnern, dass hier jemand mit dem richtigen Gespür für Hörerwünsche schaltend und waltend hinter den Einspielknöpfen und Schiebereglern sass und dass die vielen ABBA-Hits, die täglich über den Äther liefen, nicht einfach nur heruntergedudelt wurden, um die zeitlichen Lücken zwischen den Nachrichten und den kommentierenden Einschüben zu füllen, sondern einer fürsorglichen und umsichtigen Auswahl entsprangen. Wobei die unterschiedlichsten Stimmen zu Wort kamen. Jede einzelne war einem lieb und vertraut, jede einzelne sprach einem aus dem Herzen und der Seele, obwohl man in den meisten Fällen keine Ahnung hatte, was für ein Gesicht dazugehörte, ob da der Typ Holzfäller oder der Typ Buchhalter, der Typ Kindergärtnerin oder der Typ Sekretärin hinter dem Mikrofon sass, man schloss von der Stimme unwillkürlich auf das Aussehen, wusste aber, dass solche Rückschlüsse trügerisch waren, jedes Bild, das man sich machte, blieb in der Schwebe, blieb der Phantasie überlassen, trotz der ganzen Lebendigkeit und Nähe der Menschen, die da sprachen, das war ja das Schöne daran, es waren einfach nur Stimmen, und im Laufe des Tages wechselten sie sich mehrfach ab. Und manchmal fanden sie sich auch zu einem Plauderstündchen zusammen. Pläuderle oder Gspröchle nannten wir das. Tagsüber waren Mutter, meine Schwester und ich die einzigen Leute im Haus, aber im Radio schwatzten und sangen so viele Stimmen, dass man hätte meinen können, das Haus sei bis unter das Dach mit Smalltalk treibenden und singenden Gästen gefüllt. Es war ein schallendes Kommen und Gehen, als ob alle Fenster und Türen weit geöffnet gewesen wären, um alles, was klingen und schwatzen konnte, herein- und herauszulassen. Es schien, als wäre unser Haus ein Gasthaus, eine Singspielhalle oder Schwatzbude, wo sich die heitersten Leute einfanden, von früh bis spät gaben sie sich die Klinke in die Hand, und wo immer man sich aufhielt, vibrierte die Luft von einem launig aufgestellten Gerede, einem launig aufgestellten Singen. Jedes Zimmer wurde beschallt, auch wenn im ganzen Haushalt höchstens drei Radiogeräte liefen. Dass sie alle gleichzeitig liefen, kam selten vor. Dennoch war die akustische Reichweite gross genug, um uns sogar auf dem WC zu erreichen, und diese Reichweite war auch eine sprachliche, denn der helvetische Hauptsender sprach uns ja sehr direkt auf Mundart an. Mutter war in der Küche, in der Stube, in der Waschküche, manchmal auch im Garten, wo sie die Wäsche vom Stewi-Ständer nahm, und immer und überall lief das Radio, und diese Stimmen und Klänge schwirrten uns unausgesetzt um die Ohren. Wir hörten Hörspiele, Diskussionen, Nachrichten, Ueli Beck, der eine Sendung moderierte, oder Margrit Staub, die eine Ansage machte. Und immer wieder die hell aufschäumende Musik von ABBA. 

Einmal am Tag ging Mutter ins Dorf hinab. In der Chäsi, in der Metzgerei Zimmermann, in der Migros und im Coop machte sie ihre Einkäufe, ihre Kommissionen, wie man bei uns sagte. Dann lief das häusliche Radio ausnahmsweise nicht. Allerdings lief auch in der Chäsi, in der Metzgerei Zimmermann, in der Migros und im Coop die meiste Zeit der wohlvertraute Singsang von ABBA. Auch hinter der Fleischer- oder Käsetheke oder in den Verkaufsräumlichkeiten zwischen den Ladenregalen, wo es vermutlich schon damals diskret versteckte Lautsprecher gab, lief unsere Hausmusik mit unverhohlener Selbstverständlichkeit. Als ich noch im Vorschulalter war, bekam ich in der Metzgerei Zimmermann hin und wieder ein hauchdünnes Wursträdli, geschnitten und überreicht von Herrn Zimmermann persönlich. Mit seinen angedeuteten Verbeugungen, seiner gestreiften Schürze, seinem Bleistift-Schnurrbart und seiner Halbglatze sah er wie ein französischer Strassenkellner aus. Das Wursträdli liess er elegant zu mir herabsegeln, indem er sich, so weit es ging, mit ausgestrecktem Arm über die Theke beugte und etwas wie "Et voilà" sagte. Für mich war damit der Tag gerettet. Und vielleicht schmeckte mir das Wursträdli auch deshalb so gut, weil der Wursträdli-Verzehr von der richtigen Musik untermalt wurde. Aus dem weiss gekachelten Raum nebenan, wo die Schweinerücken zerteilt, die Haxen aufgehängt, die Innereien zerhackt und durch die Wurstmaschine gelassen wurden, könnten folgende Liedzeilen in den Laden hineingeschallt haben: 

"Waterloo, I was defeated, you won the war..." 

"Where are those happy days, they seem so hard to find...."? 

If you change your mind, I'm the first in line, Honey I'm still free, take a chance on me....

Überall, wo etwas gemacht wurde, wo die Menschen fleissig und produktiv waren, liefen diese Lieder (oder andere ABBA-Lieder, die Auswahl war gross) in einer diskreten Endlosschleife, bei der man mitschnippen oder mitsummen konnte, falls man sie überhaupt bewusst wahrnahm. Und so wird es auch in der Metzgerei Zimmermann gewesen sein. Vielleicht stand das Radio aber gar nicht hinten bei den Metzgergehilfen, sondern vorne im Laden zwischen den Gurkengläsern und der Marinade oder gleich neben der Kasse, ein unauffälliges Transistor- oder Kofferradio, das die Kaufstimmung günstig beeinflussen sollte, ohne zu stören. Was natürlich mit keiner Musik besser gelang als mit ABBA. Praktisch überall, wo man ein bisschen Harmonie verbreiten wollte, ausser vielleicht in der Kirche, spielte man ABBA. Und wie bei uns zu Hause geschah das ohne besondere ABBA-Affinität. ABBA war mit jeder Antenne störungsfrei zu empfangen, sofern man nicht in ein Frequenzloch geriet oder versehentlich irgendeinen Störsender anzapfte. Wobei vermutlich auch die Piraten- und Störsender - darunter sicher auch Radio 24 von Roger Schawinski, der mit seiner Hobbyfunk-Ausrüstung auf einem geheimen Berggipfel ein anarchistisches Radio machte - die meiste Zeit ABBA auflegten. Die Hörer und Hörerinnen wussten das zu schätzen. Man spielte ABBA, indem man das Radio anmachte und den erstbesten Sender empfing. Das Drehrädchen brauchte man nur ausnahmsweise zu betätigen. Man konnte rein von der Wahrscheinlichkeit her drauf zählen, dass man auf jeder beliebigen Frequenz reichlich ABBA zu hören bekam. Und wenn es kein Radiogerät gab, lief zumindest ein Grundig-Kassettenrecorder oder sonst ein Abspielgerät. Das fröhliche ABBA-Gedudel, egal ob aus dem Radio oder ab Band, war sowohl für das Verkaufspersonal als auch für die Kunden (der typische Kunde war weiblich und Mutter) eine wertvolle psychologische Unterstützung. 

Durch das Einkaufen kam Mutter regelmässig mit der Aussenwelt in Berührung. Sie kam aus dem Zweifamilienhäuschen und dem lauschigen Wohnquartier am Homberg heraus und unter die Leute. Das war es, was sie im Dorf hauptsächlich vorfand: aller gattig Lüt, wie man das nannte, allerhand Leute vom Dorf und aus der Gegend ringsherum. Hier kam alles zusammen, was Beine hatte und sich en passant miteinander verständigen konnte. Hier war die Schüssel, in der alles verrührt wurde, die Sauce, in die alles hineingequirlt wurde. Man lief einander über den Weg, blieb stehen, hielt ein Schwätzchen. Dazu hatte Mutter nicht so oft Gelegenheit. Neben dem Einkaufen traf sie sich hin und wieder mit einer Freundin, der Frau Schraft etwa, die häufig unter Migräne litt, aber trotzdem mit Mutter regelmässig auf den Vitaparcours beim Waldhaus Kipp ging. Beim Joggen und Turnen (einige Male war ich dabei) wurde hauptsächlich geschwatzt. Oftmals spazierten die Frauen nur so dahin und liessen den einen oder anderen Posten aus. Es ging also nicht wirklich um die Fitness. Oder sie traf sich mit Frau März, der Frau des Zeughausverwalters, der nicht nur das Zeughaus mit dem ganzen Zeughausmaterial unter sich hatte, sondern auch die grösste Modelleisenbahnanlage von Gelterkinden. Mit Frau März traf sich Mutter im Migros-Restaurant oder im Zeughaus. Dort, im Zeughaus Gelterkinden, waren meine Schwester und ich hin und wieder mit dabei und spielten mit den März- Buben, und einmal gingen wir mit Herrn März und den März-Buben ins Munitionsdepot, wo wir im Untergeschoss die riesige Modelleisenbahnanlage bestaunten. Daneben gab es natürlich noch das Bsüechlimachen bei den ortsansässigen Verwandten, etwa bei Grossvati an der Ormalingerstrasse, bei der Grosstante Leni an der Turnhallenstrasse oder auf dem Bauernhof meiner Gotte in Böckten, dem westlichen Nachbarsdorf. Das waren aber alles noch Leute, die zum näheren Umkreis gehörten, es waren Familienangehörige, mit denen Mutter sowieso in einem steten Austausch stand. Mutter war in Gelterkinden aufgewachsen, weshalb sie mit vielen Ortsansässigen per Du war, und vor allem auch mit Ortsanssäsigen, die einen ortshäufigen Familiennamen trugen wie Hasler, Grieder, Schaub, Erni, Freivogel, Strub, Wirz und so weiter. Natürlich gab es da eine fast ungehörige Ballung gleicher Familiennamen, und um Verwechslungen auszuschliessen, sprach man häufig vom Hasler Evi, vom Grieder Urs oder vom Schaub Emil, man gebrauchte den vollen Namen, um die betreffende Person möglichst genau zu kennzeichnen. Im Kontakt mit solchen Leuten gab es immer eine Menge Gesprächsstoff, weil jemand mit einem ortshäufigen Namen naturgemäss über alles Bescheid wusste, was im Umkreis der vielen anderen Träger und Trägerinnen der ortshäufigen Namen gerade los war, wie auch darüber, was diese oder jene Person aus dem Personenkreis der ortshäufigen Namen über die Frau Hasler, den Herrn Grieder oder den Herrn Schaub, respektive die Hasler Evi, den Grieder Urs oder den Schaub Emil geäussert hatte oder geäussert haben soll. Solche Gespräche waren wie ein Blick durch ein Kaleidoskop der Namen und Personenbeziehungen, und sobald das Kaleidskop weitergereicht wurde, sah man etwas Neues und Anderes darin. Bei jedem Hindurchschauen ergab sich ein neues Muster, eine neue Konstellation aus Figuren, Namen, Geschehnissen und Umständen. Der Gesprächsstoff ging nie aus, da konnte man endlos weiterschwatzen, nicht nur über Familienangelegenheiten, sondern über die ganze Welt, respektive die Schulpflege, die Kirchgemeinde, die Gemeindeversammlung, das Frauenkränzli, die Feuerwehr, die Lehrerschaft, die Dorfriege, das Altersheim etc. etc. Angestossen wurde das meistens durch eine Neuigkeit. Oder durch die beiderseitige Erwähnung von Neuigkeiten, wobei man sich im Weiterschwatzen auf eine dieser Neuigkeiten einschoss, in der Regel eine Neuigkeit mit besonderem Merkwert, einem Aha-Effekt. Das heisst: sobald man sich auf etwas geeinigt hatte, das man als beredenswert ansah, wurde es ausführlich und nach Gebühr beredet, mit einer deduktiven Bewegung vom Allgemeinen zum Speziellen und vom Speziellen zum nahezu Beispiellosen, wo sich die Schwatzenden in eine gewisse Emotionalität hineinsteigerten und mit erstaunten oder entsetzten Gesichtern Wörter von sich gaben wie "Unerhört!" oder "Unglaublich!". Beim ersten Wortwechsel jedoch, nachdem man sich mit einem "Hallo" und "Wie geht's?" ein bisschen locker gemacht hatte, ging es hauptsächlich darum, das Neuste zu erfahren oder von sich zu geben. Schwatzen hiess also vorrangig, dass man Neuigkeiten austauschte. Das war wie Radionachrichten ohne Radio und in Dialogform. Für ein Schwätzchen nutzte Mutter jede noch so kleine Gelegenheit, während sie eigentlich unterwegs war, sei es auf der Strasse, in der Migros, in der Chäsi, in der Metzgerei Zimmermann oder im Coop. Trotz den jeweiligen Umständen, die immer etwas Gedrängtes und Voraneilendes hatten, da Mutter neben dem Einkaufen auch noch putzen, die Wäsche machen, kochen und alles Sonstige im Haushalt erledigen musste, fand sie immer und überall ein kleines Zeitfenster, um mit jemandem zu schwatzen. Ein Thema gab es immer, was mich manchmal erstaunte. Bevor es überhaupt losging mit all den ortshäufigen Namen und dem exponentiell sich entfaltenden Universums der Grieder Susi, die mit der Wirz Elsbeth verschwägert war, die gesagt haben soll, dass der Strub Fritz von der Freivogel Hanni darüber in Kenntnis gesetzt worden sei, dass die Hasler Monika etc. etc., war man schon mittendrin und in voller Fahrt, getrieben von einem Mitteilungsbedürfnis, das jedes Telefonkabel gesprengt hätte. Auch wenn es kein Thema gab, das sich aus aktuellem Anlass aufgedrängt hätte, fand man sofort ein Thema, über das man schwatzen konnte, und meistens war es etwas Unwichtiges. So schien es mir jedenfalls. Mir sagte das Meiste nichts, was hier beredet wurde. Warme Luft, dachte ich. Es kam mir unwichtig vor, weil es nicht das war, was mich selbst beschäftigte. Für mich lag es weitab. Oftmals ging es um Dinge, die ich nicht verstand, Umstände und Vorkommnisse, in die ich nicht miteinbezogen war und bei denen ich zur Randfigur wurde, die alles mitbekam, aber nichts begriff. Mir fehlte das Vorwissen, mitreden konnte man nur, wenn man im Bild war. Jedenfalls schienen die Erwachsenen und vor allem die Leute, die Mutter im Dorf antraf, und unter diesen vor allem die Leute mit den ortshäufigen Namen, permanent in Umstände und Vorkommnisse verwickelt zu sein, die relevant genug für ein Schwätzchen waren. Die sich denn auch aus dem Stand heraus und völlig ungezwungen - solche Begegnungen waren ja stets zufällig - mitteilen liessen. Ein Wort gab das andere, und manchmal musste man sich losreissen, weil es noch vieles zu erzählen oder zu berichten gegeben hätte. Nur lief einem halt die Zeit davon. 

Die wichtigste Station beim Einkaufen war die Chäsi. Hier, in der Bohnygasse neben dem Gemeindehaus, holte Mutter unser Lebenselixier, das seit alters her bekannte, unverzichtbare Gemisch aus Laktose, Eiweiss, Mineralstoffen, Zitronensäure, Vitaminen und Enzymen. Ein gewisses Quantum wurde uns regelmässig nach Hause geliefert. Einmal in der Woche besuchte uns der Chäsiwagen. Der Milchmann war gleichzeitig Chauffeur und Verkäufer. Er trug eine milchweisse Schürze, und seine Ärmel hatte er demonstrativ hochgekrempelt. Er sah ein bisschen aus wie Hannes Schmidhauser in einem Gotthelf-Film. Bei seinem Zwischenhalt in Sichtweite unseres Hauses (im hinteren Baumgärtli, Nummer 6b) betätigte er eine Hupe, die wohl eher ein Signalhorn war. Aus einem silbrigen Kessel schöpfte er die Frisch- oder Rohmilch, den gehaltvollen Lebenssaft aus dem Kuhbauch. Bei uns zu Hause war Milch das einzige Getränk, das niemals ausgehen durfte. Wenn es ausser Sirup, der aber hauptsächlich aus Hahnenwasser bestand, nicht sogar das einzige Getränk war, das bei uns auf der Getränkekarte stand. Milch gab es jeden Tag und zu jeder Mahlzeit, wobei die Frischmilch nur beim Frühstück auf den Tisch kam. Mutter kochte sie in einem Pfännchen auf, aber nie bis zum Siedepunkt. Nicht nur wegen des Überkochens. Wenn die Erhitzung zu gross war, schadete das den natürlichen Vitaminen. Andererseits musste die Milch schon ein bisschen heiss sein, gerade heiss genug, damit die Keime abgetötet wurden. Steril war diese Milch ja nicht, sie kam direkt aus dem Kuhbauch, aus dem organischen Kraftwerk des Hornviehs. Das erklärt auch, warum sie so rahmig war. Ungekocht hatte sie einen gelblichen Schimmer. Vater sagte, das sei Kuhpisse. Mutter meinte jedoch, es sei nur das Fett, das sich auf der Milch ablagere. Dieses Fett konnte die ganze Oberfläche mit einer sogennanten Schlämpe überziehen. Beim Aufkochen wurde die Schlämpe etwas fester und bekam jenen unverwechselbaren gummigen Geschmack, für den sie sowohl geliebt als auch verabscheut wurde. Vater verabscheute die Schlämpe. Er trank seine aufgekochte Frischmilch nie, ohne sie akribisch abgesiebelt zu haben. Die Geschmäcker waren eben verschieden. Für mich war das dünne, halb durchsichtige Glibberhäutchen auf der warmen oder heissen Milch etwas vom Köstlichsten. Die wöchentliche Lieferung des Chäsiwagens reichte allerdings nur für ein einziges Frühstück. Vater und Mutter taten die Milch in ihren Kaffee, während meine Schwester und ich die Milch entweder als Milch tranken oder mit Kakao (Nesquik, Banago, Suchard Express) vermischten. Und immer galt: die Frischmilch musste konsumiert werden, solange sie noch frisch war, deshalb hiess sie ja Frischmilch. Im Gegensatz zur Milch aus dem Regal war sie unverpackt; deshalb hatte sie auch kein aufgedrucktes Haltbarkeitsdatum. Sie kam direkt aus dem Kuhbauch oder dem bäuerlichen Milchkessel in jenen Plastikbehälter, den Mutter in das unterste Kühlschrankregal schob. In Ermangelung einer Kuh, die uns täglich mit Frischmilch hätte versorgen können, und weil der Milchmann unsere Strasse nur einmal pro Woche mit seiner milchspendenden Anwesenheit beehrte, ging Mutter regelmässig in die Chäsi. Die Chäsi war mein Lieblingsladen, weil es darin so heimelig nach Schlämpe roch. Und auch nach Butter, Molke und rezentem Käse. Wie in einer Alphütte, in der die geronnene Milch gerührt wird, während die Alpenkräuter hereinduften und irgendwo in der Ferne ein Senn jodelt. Hier hatte Mutter als Kind das Milchkesseli zum Nachfüllen vorbeigebracht. Dabei wäre sie einmal beinahe unter die Hufe eines Pferdes gekommen. Damals transportierten die Bauern ihre Milch noch mit dem Pferdewagen zur Chäsi. Ja, die Chäsi. Sobald ich diesen Laden betrat, fühlte ich mich wie im Paradies. Im Milch- und Käsebereich war ich zu Hause. Allerdings gab es eine Kleinigkeit, die mich irritierte. Ich fand es seltsam, dass es für Schlämpe kein hochdeutsches Wort gab. Ich nahm an, dass ein Deutscher, der seine Schlämpe absiebelt, diesen Vorgang ungefähr so beschreiben würde: "Ich, der Gunther, Heiko oder Hagen, schicke mich nun an, das Häutchen dieser köstlichen Frischmilch abzusiebeln." Es war mir unverständlich, dass die Deutschen, die dafür bekannt waren, dass sie reden konnten wie gedruckt, es nicht über sich brachten, das Wort Schlämpe in ihren Wortschatz aufzunehmen. Oder wenigstens ein eigenes Wort dafür zu erfinden. Stattdessen mussten sie von einem Häutchen oder einem Dingsda reden oder die Sache stillschweigend übergehen. Ähnlich eigenständig, wenn auch nicht gänzlich unübersetzbar, war das Mundartwort Anken, das Mutter immer benutzte - und das Vater, der in Binningen und Basel aufgewachsen war, einfach nicht über die Lippen brachte. Er sagte Butter, und zwar nicht die Butter, sondern der Butter, männlich. In Binningen und Basel war das anscheinend richtig oder wurde zumindest toleriert, nicht jedoch dreissig Kilometer weiter östlich. Auf dem Land war das eben nicht üblich. In Gelterkinden sagte man Anken. Wenn Vater am Frühstückstisch sagte: "Ah, da ist ja der Butter!" regte sich Mutter fürchterlich auf. "Du verdirbst mir noch die Kinder mit deinem blöden Butter! Butter ist weiblich, ausserdem heisst es Anken. Wir reden Mundart!" Meine Schwester, die gerne ein Extrazüglein fuhr, sagte beharrlich "Margarine", wenn sie die Butter meinte. Das war zwar schräg, aber längst nicht so schräg wie das Wort, das man weiter südlich gebrauchte. Unsere Verwandten aus Wiedlisbach, Kanton Solothurn, sprachen von einem "Ankemödeli", wenn sie die Butter meinten. Ein Ausdruck, den wir witzig fanden, so sprach man in einem Bauernschwank. Bei der Schlämpe gab es keine Alternativen. Eine Schlämpe war immer eine Schlämpe. So sehr ich die Schlämpe mochte, dieses unvergleichliche Tüpfelchen auf dem i, so war ich doch nicht der fanatische Frisch- oder Warmmilchtrinker. Mutter kaufte auch die handelsübliche Trinkmilch in den Tetra-Packungen. Diese war pasteurisiert, sodass man sie nicht aufzukochen brauchte. Andererseits war sie weder ultrahocherhitzt noch zentrifugiert. Sie war, soweit es die Lebensmittelhygiene zuliess, in ihrem Naturzustand belassen worden. Dank der schonenden Nachbehandlung waren noch alle wichtigen Vitamine drin, auch die lebenswichtigen Vitamine A und B1, sozusagen die gleichen Vitamine, die auch im Wort ABBA enthalten waren. Diese Milch aus dem Kaufregal - die Migrosmilch, wie wir sie nannten, obwohl sie auch aus dem Coop stammen konnte - war für die Mahlzeiten oder für zwischendurch, nicht aber für das Frühstück. Es war die Milch, die immer vorhanden war. Bei uns zu Hause wurde Milch nicht getrunken, sie wurde getankt. Dauernd ging ich an den Kühlschrank und schenkte mir ein Glas davon ein. Direkt aus der Tüte trinken durfte ich nicht. Mutter wollte, dass ich ein Glas nahm "wie ein gesitteter Mensch". Mir war klar, dass jemand, der direkt aus der Tüte trank, ein Prolet war, jemand, der im Billigdiscounter einkaufte. Leute wie wir, anständige Mittelständler, benutzten zum Trinken ein Glas. Ein sauberes wennmöglich. Sooft ich Durst hatte, durfte ich mir ein Glas Milch einschenken. Oder zwei Gläser hintereinander. Oder drei. An manchen Tagen trank ich über einen Liter Milch. Diese Art von Trinken - das unmässige In-sich-Hineinschütten - nannten wir Lüttere. Häufig hatte ich einen Milchschnauz, weil ich zu zerstreut war, um mir nach jedem Kühlschrankbesuch den Mund abzuwischen. 

Wenn man in die Chäsi ging, konnte man auch gleich noch auf die Post und in den Coop gehen. Auf dem Weg dorthin befand sich auch die Kantonalbank, wo ich am Wartetischchen das Märchentelefon abnehmen und "Die Hexe Gwagglizahn" hören durfte, wenn Mutter am Schalter das Sparbüchli vorwies. Von der Chäsi aus, dem eigentlichen Dorfzentrum, konnte man alles besorgen, was es zu besorgen gab, insbesondere die Einkäufe im Konsi, den man nach alter Gewohnheit immer noch Konsi nannte, obschon man natürlich wusste, dass man das nur noch auf dem absteigenden Ast so machte. Der Laden nannte sich inzwischen Coop, in Anlehnung an das englische Wort "Cooperative" (Genossenschaft). Vom Coop - der Vollständigkeit halber darf das nicht unerwähnt bleiben - war es nicht mehr allzu weit bis zur Migros hinter der Roseneckkreuzung. Der Denner kam für uns nicht in Frage, obwohl er auf dem Weg zwischen Coop und Migros ungefähr in der Mitte lag. Beim Denner kaufte man Zeugs. Im Coop und in der Migros kaufte man Sachen, richtige Sachen, und zwar genau die Sachen, die man brauchte. Für diesen Zweck hatte Mutter immer einen Einkaufszettel dabei. An der Küchenwand hatte sie eine Abreissrolle mit Schreibpapier, wo sie alle Sachen aufschrieb, die sie einkaufen wollte, und es war ihr wichtig, dass diese Sachen korrekt benannt waren. Niemals hätte sie Sellerie mit Lauch verwechselt. Oder Wassermelonen mit Honigmelonen. Sie wusste, was sie haben wollte, und was sie haben wollte, musste das Richtige sein. Da musste denn auch die Qualität stimmen. Mutter war sehr qualitätsbewusst, nicht aus Dünkelhaftigkeit, sondern weil sie nicht viel Geld ausgeben durfte. Sie musste schauen, dass wenigstens das, was neben dem aufbereiteten Altbrot auf den Tisch kam, halbwegs human war. Das heisst: nahrhaft und bekömmlich. Und dass es dem Pegelstand im Portemonnaie entsprach, den Mutter nach jedem Einkauf mit der hausinternen Buchhaltung abglich, damit das Ganze im Lot blieb. Mit einem Monatsgehalt von etwas über 4000 Franken verdiente Vater zwar nicht schlecht, eigentlich überdurchschnittlich, aber ein beträchtlicher Teil davon floss in seine Hobbys, denn die gingen ins Geld. Er zweigte ab, was er für seine Neuanschaffungen brauchte, seine elektronischen Spielereien und sonstigen Freizeitbeschäftigungen, und was dann noch übrig blieb, musste zum Leben reichen. Für das Essen und den Haushalt blieb Mutter nur gerade das Nötigste. Deshalb gab es bei uns zu Hause oft nur altes Brot zu essen, das Mutter, so gut sie eben konnte, zu Fotzelschnitten oder Vogelheu verarbeitete. Weil es aber nicht die ganze Zeit Fotzelschnitten und Vogelheu geben konnte und das gelegentliche Griespäppli den Speiseplan höchstens sprachlich, aber nicht kulinarisch aufwertete, war sie sehr erpicht darauf, beim Einkaufen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Was sie kaufte, durfte kein Dosen- oder Schweinefutter sein. Aber es durfte auch nicht teuer sein. Es musste billig sein, aber eben nicht im Sinne von schlecht. Denn billig und billig sind nicht das Gleiche. Etwas Billiges braucht nicht billig zu sein. In der Migros konnte sie das haben. Oder auch im Coop. Nicht aber beim Billigdiscounter. Im Billigdiscounter gab es immer nur das billigste Zeugs für den Massenkonsum: was man hier einkaufte, entsprach dem allerbilligsten Massengeschmack. In der Migros und im Coop hingegen war alles billig und gut. Und das nannte man dann "günstig". Etwas Günstiges ist eben nicht billig im Sinne von schlecht, sondern einfach nur gut berechnet. Niemals hätte Mutter irgendein Zeugs gekauft. Wenn sie ihre Kommissionen machte, kaufte sie Sachen für den täglichen Bedarf, solide Sachen, kein halbbatziges Zeugs für den degenerierten Geschmack, kein mehrmals vorgekochtes Dosenfutter für die schnelle Pfanne, kein Glüggerliwasser aus dem Chemiebaukasten, sondern Sachen, die es nur in der Migros und im Coop gab. Preiswerte Qualität. In dieser Hinsicht war man ja doppelt abgesichert. Weil man sich den einen Grossverteiler nicht ohne den andern vorstellen konnte, ging man oft auch noch in den Coop, wenn man aus der Migros kam, und oft auch noch in die Migros, wenn man aus dem Coop kam. Die Migros verlangte nach dem Coop, und der Coop verlangte nach der Migros. Entschied sich Mutter für den Coop, entschied sie sich nicht gegen die Migros. Entschied sie sich für die Migros, entschied sie sich nicht gegen den Coop. Die Entscheidung für den Coop oder die Migros war immer auch ein Bekenntnis zu Coop und Migros. Ein Bekenntnis zur absoluten Gleichwertigkeit. Zur Entscheidung für den Coop oder die Migros gehörte beides, wenn man auch begreiflicherweise nicht gleichzeitig in den Coop und in die Migros gehen konnte. Man musste sich dann doch irgendwie entscheiden. Geht man jetzt in den Coop? Oder geht man jetzt in die Migros? Was kommt zuerst? Was liegt näher? Und wo kauft man was? Letzteres war eine Wissenschaft für sich. Die Wissenschaft der Mütter, die immer genau wussten, wo es die guten Pfirsiche und wo die guten Nektarinen gab. Wozu sie natürlich zuerst einmal den Unterschied kennen mussten. Für mich waren es einfach nur Früchte. Was gingen mich die sprachlichen Unterschiede an? Pfirsiche oder Nektarinen. Diese Apfelsorte oder jene Apfelsorte. Wenn ich in einen Apfel biss, war es mir einerlei, wie der hiess. Ob er anders hiess als ein Apfel, der vielleicht etwas weniger fleischig war. Brauchte man einen Literaturabschluss, um Äpfel zu essen? Die Unterschiede schmeckten auch ohne Benennung. Man ass ja nicht das Wort. Und eigentlich gab es für mich in der Migros oder im Coop nur den Unterschied zwischen Sachen zum Essen und Sachen, die man nicht essen konnte. Und als Drittes gab es noch die Milch. Aber das war dann schon eine Spitzfindigkeit. Im Coop und in der Migros gab es solche Sachen und andere Sachen, inklusive Milch, wenn auch mit ungleichen Schwerpunkten. Wozu auch die jeweiligen Hausmarken oder Eigenprodukte zählten. Wollte man von allem das Beste, respektive Billigste oder Günstigste haben, musste man abwechseln. Wollte man dann aber auch noch das Allerbeste haben, das Einmalige und Unverkennbare im jeweiligen Sortiment, musste man in der Abwechslung eine unverbrüchliche Treue zu bestimmten Marken und Produkten bewahren. Aus der Migros holte Mutter die tollen Glacés mit den Pinguinen und Affen und das rote Spülmittel. Aus dem Coop die Putzschwämme und das Backpulver. Sie wusste natürlich, wie diese Sachen hiessen, mit welchen wohlklingenden Namen sie beworben und angepriesen wurden, während ich selbst nichts davon im Kopf behalten konnte. Es war das Spezialwissen der Mütter. Die Väter konnten da nicht mitreden. Was Vater zur Coop- und Migrosfrage zu sagen hatte, beschränkte sich auf den blöden Spruch, den man schon in seiner Kindheit gekannt hatte: "Migros, Migros, mi Großmuetter het gsait!"

Ob Mutter zuerst in den Coop und anschliessend in die Migros oder zuerst in die Migros und anschliessend in den Coop ging, hatte im wesentlichen mit der Wegstrecke zu tun. Und die hing davon ab, wo wir uns am Homberg abseilten. Die Zugänge zum Dorf waren beschränkt. Nahm Mutter das Farnsbergwegli, die einzige direkte Abstiegsroute zur Rickenbacherstrasse und zum Bahnhof, war zuerst die Migros dran. Ging sie über die Staffelenbrücke oder auf der östlichen Route beim Langmattquartier unter dem Viadukt hindurch, lag der Coop näher. Auf diesen beiden Wegen, den Coop-Wegen, gingen wir auch zur Schule. Beide waren etwa gleich lang, und beide führten durch den Dorfkern, wo sie sich zum offiziellen Schulweg vereinigten, dem Gänsemarsch-Weglein der Primarschüler. Beim Weg über die Staffelenbrücke kamen wir direkt zur Ergolzstrasse  und zu einer Ampel hinab, der einzigen Ampel im Dorf. Danach marschierten wir an einem Lagerschuppen für Bicoflex-Matratzen vorbei und erreichten bald schon die Rössligasse, die nach einem doppelten Knick die Dorfapotheke hinter sich liess und neben der alten Gerberei in das Gänsemarsch-Weglein der Primarschüler einmündete. Auf dem östlichen Schulweg marschierten wir unter dem Viadukt hindurch zum grossen Fussgängerstreifen, der uns über die Ergolzstrasse und zum Restaurant Schwyzerhüsli brachte. Danach bogen wir beim Bärenrank, wo sich auf der Rückseite des Eckgebäudes der kleine Ladeneingang zur Metzgerei Zimmermann befand, in die Schulgasse, wo es schon längst keine Schule mehr gab, und stachen beim Restaurant Traube hinüber zum Kino Marabu und folgten der nach Tecknau führenden Postautostrasse zum Dorfbrunnen und zur Drogerie Berger an der Ochsengasse. An deren Ende gelangten wir zum Restaurant Ochsen, wo die letzte Etappe anfing: das Gänsemarsch-Weglein der Primarschüler. Meistens war der grosse Andrang schon vorüber, wenn ich und mein Schulfreund Thomas, nicht zu verwechseln mit dem Aenishänslin-Thomas aus unserer Nachbarschaft, beim Restaurant Ochsen ankamen. Hier sahen wir, wenn wir nach Süden und nach Osten blickten, sowohl die Kirchturmuhr der katholischen als auch der reformierten Kirche, was insofern zu uns passte, als Thomas katholisch und ich reformiert war. Thomas schaute dann auf die katholische Uhrzeit und ich auf die reformierte, und jedes Mal vergewisserten wir uns, dass die beiden Uhrzeiger gleichauf waren. Und hier realisierten wir jeweils, dass wir uns beeilen mussten, weil wir beim Kino Marabu oder beim Dorfbrunnen zu lange getrödelt hatten, und so diente uns die letzte, zum Glück nicht allzu lange Schulweg-Etappe vor allem dazu, einen als Wettrennen getarnten Endspurt hinzulegen. 

Nach dem Einkaufen zählte Mutter am Küchentisch die gesammelten Mondo- und Avanti-Punkte und führte das Haushaltsbuch nach. Jeden Einkauf trug sie auf den Rappen genau in eine Kolonne ein, und am Ende des Monats hatte sie auf dem untersten Feld eine doppelt unterstrichene Zahl mit einem Minus oder Plus davor. Wenn sie mit dem Haushaltsbuch fertig war und auch noch geputzt, die Wäsche gemacht, gekocht und alles Sonstige im Haushalt erledigt hatte, setzte sie sich in die Stube und strickte mit ihrem Strickzeug, das sie jederzeit aufnehmen und wieder weglegen konnte. Stricken war Gelegenheitssache. Mutter strickte nach den Vorlagen eines Strickheftlis, und die abgebildeten Jacken und Pullover zum Nachstricken waren natürlich genau die gleichen, die auch die Sängerinnen von ABBA trugen. Wobei mir nie so recht klar war, was Mutter mit den fertigen Jacken und Pullovern eigentlich anstellte. Vielleicht schickte sie das Zeug nach Schweden. 

 

2019