Die Schlafzimmerdebatte

 

 

Im Netz und in vielen Leitmedien ist eine Debatte über Sexismus entbrannt. Währenddessen haben Wissenschaftler einen tiefgefrorenen Höhlenlöwen gefunden, den sie nun klonen wollen. Eine interessante Nachricht. Aber was hat das mit Sexismus zu tun? Leider eine ganze Menge.

 

 

   

"Die spinnen, die Weiber." Obelix

 

 

"Ich werde dauernd belästigt. Nur leider nicht sexuell."

Lisa Eckhart

  

 

Sexismus ist, wenn jemand wegen seines Geschlechts diskriminiert wird. Pardon: wegen ihres Geschlechts. Davon betroffen sind mehrheitlich Frauen. Damit hätten wir das schon mal geklärt. Zunächst aber noch folgendes: in Sibirien haben Wissenschaftler einen tiefgefrorenen Höhlenlöwen gefunden, den sie nun klonen wollen. Eine interessante Nachricht. Was das mit Sexismus zu tun hat, ist mir noch unklar. Aber ich vermute, dass es einen Zusammenhang gibt. In letzter Zeit hat sehr vieles - auch weit Entferntes - eine sexistische Bedeutung oder Unterbedeutung. Also eigentlich alles. Um aber auf den Höhlenlöwen zurückzukommen: inwiefern ist es sinnvoll, einen Höhlenlöwen zu klonen? Werden dadurch Krankheiten geheilt? Aktuell noch lebende, aber gefährdete Tierarten gerettet? Neue Energiequellen erschlossen? Werden dadurch echte Probleme gelöst?

  

Ein echtes Problem ist auch die weltweite Diskriminierung von Frauen. Es kann aber auch ein unechtes Problem sein. Je nachdem, wo man oder frau hinschaut - und durch welches ideologische Vergrösserungsglas. Auf #MeToo berichten Frauen über alltägliche Belästigungen und Übergriffe. Ein schnappatmendes Massenbekenntnis. Fast täglich wird ein prominenter Mann seines Mannseins überführt, wird ein Sexprotz aus Politik, Film oder Showbiz an den Pranger gestellt und durch die Mangel für Schmuddelwäsche gezogen. Gestern war es Harvey Weinstein. Heute ist es Sylvester Stallone. Morgen ist es vielleicht der Papst. Und übermorgen Fritzli Meier von nebenan. Damit ist klar: Sexismus lauert überall. Jede Frau kann zur Zielscheibe werden. Und jeder Mann ist ein potentieller Täter. Der Papst soll bloss nicht so unschuldig gucken. Der kommt auch noch dran.

 

Die meisten dieser Belästigungen sind jedoch keineswegs strafrelevant. Mit methodischer Unbesorgtheit, wenn auch persönlich natürlich stark betroffen, schmeissen die Anklägerinnen Kraut und Rüben bunt durcheinander, Plattitüden und Schwerwiegendes, strafbare Handlungen und Unhöflichkeiten. Die Affäre "Weinstein", die das Ganze angestossen hat, ist denn auch symptomatisch. Falls dabei nichts Strafrelevantes herauskommt, muss man das Ganze wohl oder übel als Rufmordkampagne werten. Falls aber die Justiz einen Strafttatbestand nachweisen kann, wäre die Frage zu klären, warum das erst jetzt passiert. Und warum es eine Hetzkampagne braucht, um eine Straftat zur Anklage zu bringen. Im Normalfall geht das auch ohne Hetzkampagne. Gerade darin unterscheidet sich das moderne Rechtssystem von der Inquisition, bei der die Schuld zum vornherein feststeht und der öffentliche Pranger die Funktion eines weltlichen Fegefeuers übernimmt. Im übrigen waren das erwachsene Frauen. Bei plumpen Zudringlichkeiten hätten sie ohne weiteres "Nein" sagen und die Türe hinter sich zuschmettern können. Damit wäre die Sache vom Tisch gewesen. Die öffentlich zelebrierte Opferrolle berühmter und gutbetuchter Frauen ist sowieso ein Witz. Weinstein mag ein Drecksack sein, ein Manipulator und Machtmensch. Doch Frauen, die sich diesem Kotzbrocken angedient haben, um "gross herauszukommen", sind keinen Deut besser. Natürlich entschuldigt das nicht Weinsteins Fehltritte. Aber ist jedes Opfer wirklich unschuldig und bedauernswert? Bin ich ein unschuldiges und bedauernswertes Opfer, wenn ich aus Leichtsinn oder welchen Gründen auch immer in ein Löwengehege klettere? Und hätte Weinstein beizeiten von einer Frau, die sich zu wehren weiss, einen Tritt in die Eier bekommen, wäre die ganze Diskussion gar nie losgegangen und der Filmproduzent hätte eine neue Karriere starten können. Zum Beispiel als Sopranist an der Mailänder Scala. Im nachhinein und in der kollektiven Raserei eines shitstormgesteuerten Harpyienschwarms auf Weinstein loszugehen, ist ziemlich billig. Hier sieht man, was auf der methodischen Ebene falsch läuft. #MeToo unterliegt einer methodischen weiblichen Selbstinfantilisierung. Damit demontiert diese Kampagne den Feminismus quasi von innen heraus. Ein weiteres Problem ist die fehlende Differenzierung und systematische Vorverurteilung. Wenn schon das ausdrücklich bekundete Interesse an Sex als delinquent gilt, ist kaum noch zu unterscheiden, was nun schlimmer ist: eine anzügliche Bemerkung oder eine Vergewaltigung. Bei dieser unqualifizierten Verwischung total unterschiedlicher und extrem einseitig rapportierter Vorkommnisse bekommt man leicht den Eindruck, dass man es hier lediglich mit schlecht erzogenen Männern und überkandidelten Frauen zu tun hat. Was zum grössten Teil wohl auch der Realität entspricht. Auch dort, wo Männer ihre Machtposition ausnutzen. Wo sie den Anstand vergessen und die Würde ablegen. Das ist nichts Schönes, und trotzdem ist es leicht zu erklären. Männer punkten mit dem sozialen Status, Frauen mit dem Aussehen. Frauen schlafen sich nach oben. Männer nehmen, was zu haben ist. Ist das Sexismus? Nein, es ist Biologie. Und es ist komplementär. Im geschlechtlichen Rating verhalten sich Männer und Frauen mit nahezu schlafwandlerischer Instinktsicherheit spiegelverkehrt zueinander, und das mit gutem Grund: es dient der Fortpflanzung. Ich bin zwar kein Biologe, aber eines habe ich verstanden: die Fortpflanzung ist bei Lebewesen so ziemlich das Wichtigste. Und so sehr sich Neo-Feministinnen auch bemühen, das F-Wort aus ihrem Wortschatz zu verbannen: die Realität lässt sich nicht umpolen. Sie lässt sich nicht gendern. Gendern lässt sich höchstens unsere Auffassung von Realität. Ein Blick nach Afghanistan oder in ein beliebiges nordafrikanisches Land gibt Aufschluss über die wahren Relationen. Frauen sind bei uns extrem privilegiert. Mit den Männer ziehen sie mindestens gleich. Eine strukturelle Schranke gibt es kaum noch. Freilich hält das die Neo-Feministinnen nicht davon ab, den sogenannten Alltagssexismus zu einem betroffenheitstriefenden Anklagetribunal aufzublasen, das einen strukturellen, alles durchsetzenden Sexismus insinuiert und damit ein Klima von Schuld, Lamentation und Bezichtigung erzeugt. Wohlverstanden: wir reden hier nicht über den Sexismus in Ägypten, Indonesien, Afghanistan oder dem Sudan, einen Sexismus, der religiös und kulturell verankert ist und insofern tatsächlich eine strukturelle Komponente hat. Im Iran werden Ehebrecherinnen gesteinigt, und in Ägypten hüten sich junge Frauen mit gutem Grund, alleine auf die Strasse zu gehen. Diesen Sexismus blenden die meisten Feministinnen kategorisch aus. Man könnte ja noch eine fremde Kultur herabsetzen! Das, worüber sie jammern und klagen, ist eine Gesellschaft, in der Frauen alle Freiheiten geniessen - und gleiche Rechte für Männer und Frauen grundsätzlich gewährleistet sind. Eine zwangsverheiratete Afghanin, die in der Öffentlichkeit nicht mal ihr Gesicht zeigen darf, kann über diese Debatte nur den Kopf schütteln. Es ist eine Schlafzimmerdebatte im Luxuspavillon. Fehlt nur noch die Kopfkissenschlacht. Mit der weltweiten Unterdrückung von Frauen in rückständigen Kulturen hat das herzlich wenig zu tun.

 

Doch eigentlich möchte ich auf etwas anderes hinaus. Nämlich auf den Höhlenlöwen. Was die Wissenschaftler mit ihm vorhaben, ist vielleicht gar nicht so sinnlos. Das Klonen des Höhlenlöwen könnte über Sein oder Nichtsein der Menschheit entscheiden. Es könnte dazu beitragen, die menschliche Fortfplanzung sicherzustellen. Vielleicht kommt irgendwann der Tag, da unsere Paarungsbereitschaft von derart vielen Skrupeln gehemmt wird, dass wir uns ohne Gen-Matching nicht mehr fortpflanzen können. Irgendwann wird uns der politisch korrekte Puritanismus derart beherrschen, dass wir den gefährlichen Kampfplatz der Leidenschaften und Begierden - das natürliche Selektionsverfahren ohne Auffangnetz und Airbag - verschmähen und zwecks Fortpflanzung die Gentechnik zu Hilfe nehmen müssen. Irgendwann werden wir diesen Idealzustand erreicht haben: dann essen wir als zwangsbekehrte Vegetarier nur noch künstliche Würste und dimmen unter dem Diktat der Gender-Ideologie die Sexualität so weit herab, dass wir den Hosenschlitz freiwillig zu lassen, weil in dieser schönen neuen Welt der unentwegten Optimierungen und der allumfassenden Berechenbarkeit im Namen unfehlbarer Moralität ohnehin keine Lust mehr aufkommen will. Aber vermutlich ist es den Frauen dann auch wieder nicht recht, und so geht das Theater wieder von vorne los. Nur dass sich die Männer diesmal als Eunuchen beschimpfen lassen müssen.

  

Mit dem Sexismus ist es so eine Sache. Wäre das Paarungsverhalten unserer Vorfahren immer vorbildlich gewesen, würden wir wahrscheinlich gar nicht existieren. Wäre es da immer einwandfrei moralisch zugegangen: die Menschheit wäre schon längst verkümmert. Sie hätte sich niemals gegen eine feindliche Umwelt behaupten können. Dank umfangreichen Genom-Untersuchungen weiss man zum Beispiel, dass 16 Millionen Asiaten direkt von Dschingis Khan abstammen. Biologisch gesehen sind Männer wie Dschingis Khan im Vorteil. Sie haben es leichter, ihre Gene weiterzugeben. Sie sind durchsetzungsfähig und machtbewusst. Sie können aus dem Vollen schöpfen. Was sich für die Gattung auszahlt, da auf diese Weise das gesunde Genmaterial die grösstmögliche Reichweite bekommt. Frauen hingegen dürfen und müssen wählerisch sein. Sie investieren unendlich viel mehr in die Reproduktion als Männer. Deshalb ist jeder weibliche Ausrutscher Gold wert: durch ihn erhöht sich nämlich die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft. Männliche Skrupellosigkeit und weibliche Launen ergänzen sich reproduktionstechnisch perfekt. Für die Moralapostel - egal, ob sie religiös oder politisch korrekt unterwegs sind - ist das natürlich bitter. Zu einem nicht unbeträchtlichen Teil verdanken wir den reproduktiven Erfolg unserer Spezies den klassischen Lastern. Es sind lang erprobte Verhaltensmuster, die der menschlichen Spezies eingeschrieben sind, weil sie sich bewährt haben. Sie haben den biologischen TÜV-Test bestanden. Es gibt also einen überlebenstechnischen Grund, weshalb wir so sind, wie wir sind. Im Guten wie im Schlechten. Wobei das mit dem Guten und dem Schlechten ziemlich vertrackt ist. Die Evolution hat uns nicht mit guten und schlechten Eigenschaften ausgestattet. Sie hat uns mit Eigenschaften ausgestattet, die sowohl gut als auch schlecht sind. In allem, was wir tun, gibt es ein Kippmoment. Je nach Situation überwiegt entweder das eine oder das andere. Ein selbstbewusster Mensch kann auch arrogant sein. Ein origineller Mensch kann auch verrückt sein. Ein gemütlicher Mensch kann auch faul sein. Ein zielstrebiger Mensch kann auch über Leichen gehen. Ein genussfreudiger Mensch neigt vielleicht auch dort zum Genuss, wo es nicht unbedingt angebracht ist. Und hier stehen wir schon mitten in der aktuellen Schlafzimmer- oder Sexismusdebatte, die den Anschein erweckt, als gälte es, ein tausendköpfiges männliches Monstrum in die Hölle hinabzustossen. Dabei ist die Sache doch eigentlich recht einfach. Ein Mann, der daran gewöhnt ist, sich Geltung zu verschaffen, wird sich auch bei Frauen nicht unbedingt zurückhalten. Im Guten wie im Schlechten. Die Moral ist ein Korrektiv. Sie sollte das Schlechte eindämmen und das Gute fördern, und genau darin spiegelt sie die ganze Ambivalenz des Menschen. Das variable Kippmoment, das uns in Gut und Böse spaltet, spaltet auch die Moral. Sie ist genauso ambivalent wie die Menschen, die sie bessern will. Das ist ihr Schwachpunkt. Wenn sie das Schlechte einzudämmen versucht, kann sie naturgemäss auch das Gute angreifen. Im schlimmsten Fall kann sie die sündhaften Menschen zu Tode korrigieren, mit dem Bösen auch das Gute austreiben. Das Bessere ist dann der Feind des Guten. Die auf die Spitze getriebene politische Korrektheit erinnert oft an die (ältere) Morallehre der katholischen Kirche. Im unreflektieren und medial gehypten Echoraum einer willkürlichen Massenerregung etabliert sich ein Schuld- und Bezichtigungskult mit eigenen Autodafés, Hexenverfolgungen, Hexenbullen, Ketzerverhören, hochnotpeinlichen Befragungen, Abschwörritualen, Hexenproben, Flagellationstechniken, Bussezeichen, Prangern, Scheiterhaufen und Bannflüchen. Der Mensch soll besser sein, als er ist. Insbesondere der Mann. Im Moment nennt sich das "Sexismus-Debatte".

 

Um das klarzustellen: es gibt schwerwiegende sexuelle Übergriffe. Und es gibt eine weltweite strukturelle Unterdrückung von Frauen. Aber genau darum dreht sich die aktuelle Sexismus-Debatte eben nicht. Sie nivelliert und banalisiert die echten Missstände, indem sie den Sexismus zu einem Universalproblem ausweitet. Anstatt die tatsächlichen Relationen zu benennen, was einen Sinn für Verhältnismässigkeit voraussetzen würde, zielt sie auf das allumfassende, bis in jede Banalität hineinwirkende manichäische Prinzip des Bösen: die Herrschaft durch den "bösen weissen Mann". Nie habe ich in dieser Debatte auch nur ein einziges Wort über die Ausbeutung der Frauen in Afrika gehört, obwohl dort laut Unicef die Frauenunterdrückung am schlimmsten ist. An solchen Punkten (es ist nur einer von vielen) scheitert die Sexismus-Debatte an sich selbst. Aufschlussreich an dieser Debatte ist nicht, was über Sexismus gesagt wird, sondern was mit keinem Wort Erwähnung findet, obwohl es ganz direkt mit der Thematik zusammenhängt. Dazu gehören auch stichhaltige Erkenntnisse aus der Naturwissenschaft, insbesondere der Anthropologie, sowie die bei uns fraglos gültigen ethischen Normen der Aufklärung, die anderswo mit Füssen getreten werden. Aber bleiben wir noch bei der Naturwissenschaft. Was Naturwissenschaftler über den Menschen zu sagen haben, ist selten besonders schmeichelhaft. Feministinnen können Weihwasser versprühen und Kruzifixe schwenken, soviel sie wollen: das Böse lässt sich nur bedingt regulieren. Im wesentlichen kommt es aus der Natur. Wenn ein Mann ein Macho ist, bedeutet das nicht, dass er keine Frau findet. Im Gegenteil. Dass es nur männliche Machos gibt, ist kein Zufall. Da stellt sich natürlich die Frage: was gilt nun? Hält sich der Mann an den feministischen Mindestkonsens, müsste er seinen Trieben entsagen und mit einem "Mea culpa" ins Kloster eintreten. Hält er sich jedoch an das, was ihn bei Frauen erfolgreich macht, müsste er eher den umgekehrten Weg einschlagen. Dann darf er sogar ein Macho sein. Dann darf er ein Machtmensch sein wie Alexander Borgia. Oder wie Heinrich der Achte, der "sexsüchtige Heinrich mit den sechs Ehefrauen". Die berühmte Eselsbrücke ist das Einzige, was mir vom Geschichtsunterricht im Gedächtnis geblieben ist, und ich bin froh, dass ich sie hier endlich einmal sinnvoll einsetzen kann. Oder nehmen wir doch gleich den grössten Womanizer dieser Epoche: den vatikanischen Hofmaler Raffael, der mit 37 Jahren den Wunschtod aller Wüstlinge starb. Sein Atelier befand sich in einem Bordell, wo er seine Modelle wahrscheinlich etwas zu oft in Anspruch nahm. Wenn es stimmt, was seine Künstlerfreunde in seinen Grabstein meisseln liessen, ist er schlichtweg an zu viel Sex gestorben. Man kann alles übertreiben. Und diesbezüglich sind Männer schon immer die grossen Spezialisten gewesen. Es gibt einen männlichen Urinstinkt, der auf die Extreme zielt. Das kann etwas Kriminelles sein, etwas Sportliches oder etwas Schöpferisches. Oder schlicht die Sexualität. Es kann sich ganz verschiedenartig äussern. Und doch ist es so allgemein wie der männliche Bartwuchs oder die weibliche Menstruation. Es ist das, was Männer den Frauen ewig voraushaben. Im Guten wie im Schlechten. Frauen haben diesen Drang weniger. (Das heisst nicht, dass sie nicht auch Extremsportarten lieben. Auch Frauen können den Adrenalinkick suchen und Steilwände erklettern. Dennoch sagt die Statistik relativ eindeutig, dass hier ein Männerüberhang herrscht). Männer sind also von Natur aus Extremisten. Und damit verbunden ist auch das Bedürfnis, sich hervorzutun. Und die Frauen - jetzt kommt es! - spielen mit. Sie stehen drauf. Sofern der betreffende Mann nicht allzu dumm oder hässlich ist. Ansonsten darf ein Mann, der Erfolg bei Frauen haben will, alles Mögliche und Unmögliche sein. Er darf sogar ein Triebtäter und Serienmörder wie Ted Bundy sein. Der hat in seiner Todeszelle ganze Säcke voller Liebesbriefe bekommen. Da könnte man fast neidisch werden. Den Genen ist es egal, wie und um welchen moralischen Preis sie weitergegeben werden. Die Natur war noch nie besonders zimperlich. Und auf den Feminismus nimmt sie schon gar keine Rücksicht.

 

Eine biologistische Betrachtungsweise stösst bei Neo-Feministinnen auf geharnischte Ablehnung. Und hier wird es wirklich interessant. Wenn im 21. Jahrhundert eine Bemühung gesellschaftsfähig wird, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ignorieren, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Vieles, was nicht in das meinungsführende Gender-Weltbild passt, lässt sich biologisch sehr einfach erklären. Etwa dass es keinen weiblichen Jack the Ripper oder Mozart gibt. Warum ist das so? Weil man Frauen jahrhundertelang unterdrückt und in ein Anstandskorsett gezwungen hat? Das mag mit ein Grund sein, - und doch ist es nur die halbe Wahrheit. Weshalb sind Männer so? Weshalb sind Frauen anders? Die Antwort, die uns die Wissenschaft gibt, ist skandalös einfach: weil es der Fortpflanzung dient. Weil Männer grössere Risiken eingehen müssen, um sich fortpflanzen zu können. Frauen honorieren das Risiko, und die Männer gehen es ein.

 

Um die ganz und gar nicht evidenzbasierte Ideologie des Genderismus gegen naturwissenschaftliche Kritik zu immunisieren, wirft man dem Gegner häufig Ideologisierung vor. Das naturwissenschaftliche Weltbild sei reduktionistisch und von Männern gemacht, um die Natur, respektive das Weibliche zu beherrschen und zu normieren. Um diese Argumentation, die im Gender-Diskurs eine grosse Rolle spielt, zu stützen, bedient man sich eines altbekannten Kniffs. Wer in der Gender-Debatte Ethik und Natur nicht auseinanderhält, macht sich eines philosophischen Vergehens schuldig, das immer wieder raunend beschworen wird. Ein Fauxpas erster Güte! Es ist der "naturalistische Fehlschluss". Dieser besteht darin, dass man ethische Normen aus Naturtatsachen ableitet. Etwa nach dem Schema: "In der Brunftzeit liefern sich männliche Hirsche Zweikämpfe auf Leben und Tod. Also dürfen die Männer das auch." Oder: "Der Mann ist der Frau kräftemässig überlegen. Also ist es okay, wenn er der Chef ist." Wenn man menschliches und tierisches Verhalten miteinander vergleicht, um damit bestimmte Normen zu stützen, kommt es zum naturalistischen Fehlschluss. Oder wenn man die biologische Ausstattung des Menschen zur kulturellen Norm macht und dabei Eigenschaften willkürlich miteinander verknüpft, die kausal gar nicht zusammenhängen. Damit wird in der Tat oft Schindluderei getrieben: ein von Gender-Ideologen (Ideologinnen? Was für ein Wort!) gerne genutztes Totschlag-Argument. Doch den eigentlichen und grösseren Fehlschluss begehen die Gender-Ideologen selbst. Das Argument, dass Naturtatsachen in der Ethik nicht zählen dürfen, weil sie den naturalistischen Fehlschluss einschmuggeln, beinhaltet seinerseits einen Fehlschluss. Vielleicht sogar den grössten Fehlschluss, den man in ethischer Hinsicht überhaupt ziehen kann. Das Recht auf Nahrung wäre kein Menschenrecht, wenn der Mensch ein Lebewesen wäre, das ohne Nahrung leben könnte. Die Menschenrechte beruhen ganz wesentlich auf dem "Naturrecht". Dieses umreisst menschliche Grundbedürfnisse, die konstant und kulturübergreifend sind - und ebendeshalb etwas Natürliches. Als Definition dessen, was den Menschen ausmacht, bildet das "Naturrecht" den wichtigsten Stützpfeiler der Aufklärung. Die Natur kann man also nicht aus der Ethik raushalten. Und das ist auch der Grund, weshalb etliche Philosophen die Gender-Ideologie als aufklärungsfeindlich beurteilen. Was nicht heisst, dass man den naturalistischen Fehlschluss kultivieren sollte, wie das zum Beispiel Konrad Lorenz getan hat. Menschen sind keine Gänse. Und Männer keine Hirsche. Und Frauen keine Kühe. Andererseits kann man sehr wohl Tierisches im Menschen erkennen. Und umgekehrt. Der Mensch gehört zur Familie der Menschenaffen. Und da ist es eben Ansichtssache, ob man die Betonung eher auf "Menschen" oder "Affen" legt. Eine strikte Trennung gibt es nicht. Wenn man den Menschen sieht, sieht man immer auch den Affen, und wenn man den Affen sieht, sieht man immer auch den Menschen. Nirgends lernen wir uns besser kennen als im Affenhaus des Zoologischen Gartens. Über diese nahe Verwandtschaft weiss die Verhaltensforscherin und "Affenmutter" Jane Goodall einiges zu erzählen. Problematisch wird das höchstens, wenn man verleugnet, dass der Mensch einen riesigen evolutionären Vorsprung hat. Einen exponentiellen Vorsprung, der die Tierwelt definitiv abgehängt hat und auch noch den Menschen abhängen könnte, falls es ihm gelingt, echte künstliche Intelligenz zu erschaffen. Es ist die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns, was diese Sonderstellung ausmacht. Wir beherrschen die höhere Algebra, diverse Programmiersprachen und können Roboter bauen. Das haben wir den Tieren voraus. Was uns aber nicht von den Tieren trennt, ist die Sexualität, das ganze Triebleben. Da befinden wir uns noch immer im Affenhaus, klettern auf Bäume, trommeln uns auf die Brust und stossen Brunftschreie aus.

 

Der Mensch scheint so etwas wie die Bruchstelle zwischen Natur und Geist zu besetzen: eine Uneindeutigkeit, die immer wieder verwirrt. Fehlschlüsse sind sowohl in die eine als auch in die andere Richtung möglich. Der voreilige Mensch-Tier-Vergleich ist genauso falsch wie die Meinung, der Mensch sei ein Selbstkonstrukt ohne Naturanteile. Wie immer liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Die Natur liefert den Bauplan und das Baumaterial: aber die Inneneinrichtung kommt von uns. Wie wir uns mit der Natur arrangieren, obliegt nicht der Natur. Wie wir uns in ihr einrichten: das ist logischerweise nicht Natur. Oder doch? Was ist eigentlich nicht Natur in der Natur? Gibt es überhaupt irgendetwas, das NICHT Natur ist? Gute Frage. Jedenfalls gibt es einen Bereich, wo man Naturvorgänge wie von aussen reglementieren kann, etwa durch sozio-kulturelle Codes. Mit ihnen können Menschen ganz unterschiedlich mit der Natur umgehen, auch mit der eigenen. Sie können in die Natur eingreifen, sie manipulieren oder sich von ihr distanzieren. Und da gibt denn auch die allergrössten Freiheiten. Der Mensch kann sich auch für widernatürliche Sachen entscheiden: zum Beispiel die Ehe. Die Ehe kann man nicht aus der Natur ableiten. Der Mensch ist alles andere als monogam. Was nicht heisst, dass die Ehe sinnlos wäre. Oder dass Kinder kein gültiges Argument für die Ehe wären. Auf der anderen Seite ist Homosexualität durchaus natürlich. Aber sie ist eben nicht die Norm. Und wenn etwas nicht die Norm ist, heisst das nicht, dass DAS die Norm ist. Normen orientieren sich an der Mehrheit, und die Mehrheit ist nun mal heterosexuell. Sie ist es nicht zufällig oder weil sie heteronormativ indoktriniert wäre. Sie ist es der Fortpflanzung wegen. Heterosexualität ist ein Naturgesetz, und was davon abweicht, ist eben eine Abweichung, ein Phänomen, das in der Natur gar nicht so selten ist. Dem hält die Gender-Theorie entgegen, dass das Geschlecht etwas sei, das dem Menschen zugewiesen werde oder das er sich selber zuweisen könne, und Heterosexualität sei lediglich eine von vielen Spielarten von Sexualität und als Mehrheitspräferenz eine blosse Konvention, ein Produkt von Erziehung und gesellschaftlichen Normen. In der Heterosexualität (= Zweigeschlechtlichkeit) einen Normierungszwang zu sehen, ist sehr verlockend, weil man damit Offenheit und Toleranz propagieren kann. Aber im Grunde genommen ist es Quatsch. Es ist eine Argumentation, die darauf abzielt, Sexualität als freie Verfügungsmasse zu definieren. Die menschliche Natur, die eben nicht rein menschlich ist, sondern auch tierisch, wird von der biologischen Realität entkoppelt und zu einem blossen Konstrukt erklärt. Judith Butler, die Chefdenkerin des Genderismus, geht sogar so weit, das Körperliche als Manifestation ideologischer Zuschreibungen zu deuten, Geschlechtsorgane als geistige Ausstülpungen. Das ist natürlich völlig plemplem, aber anders kann man die Gender-Theorie nicht aufrecht erhalten. Butler muss so argumentieren, sonst fällt das ganze Konstrukt in sich zusammen wie ein Kartenhäuschen. Die einzige andere Möglichkeit wäre noch, die Natur für irrelevant zu erklären. Doch damit durchzukommen, ist in einer aufgeklärten Welt sehr schwierig. Da stehen die Gender-Theoretiker vor dem gleichen Problem wie die religiösen Fundamentalisten. Sie müssten den Darwinismus widerlegen, um Recht zu bekommen. Dass sie daran scheitern, ist ja wohl klar. Nur dumm, dass es Darwin gelungen ist, die Evolution schlüssig zu erklären! Nur dumm, dass die Natur existiert! Nur dumm, dass der Mensch mit den Tieren nicht nur nah verwandt, sondern mit Haut und Haaren ein Tier ist und denselben evolutionären Gesetzmässigkeiten gehorcht wie alle anderen Lebewesen auch! Wer gendert, argumentiert auf Messers Schneide und muss sich einiges einfallen lassen, um nicht als Idiot*in dazustehen. Wenn man diesen wahnhaften Diskurs mit den Prinzipien der Evolution und der Zweigeschlechtlichkeit konfrontiert, also mit harten naturwissenschaftlichen Fakten, kommt unweigerlich der Vorwurf, man erliege einem naturalistischen Fehlschluss. In der Gender-Debatte taucht der naturalistische Fehlschlusses meistens dann auf, wenn die Naturwissenschaft oder auch nur der gesunde Menschenverstand einen objektiven Tatbestand geltend macht. Wie zum Beispiel den Tatbestand, dass das Geschlecht eine biologische Kategorie ist und nicht einfach eine subjektive Definitionsfrage, mit der sich jemand beliebig zum Mann oder zur Frau erklären oder beides ablehnen, respektive annehmen und das Phantasma der "Nonbinarität" für sich in Anspruch nehmen kann. Um die Definition dessen, was männlich und weiblich ist, möglichst offen und schwammig zu halten oder am besten gleich auszuradieren, wendet man im Gender-Mainstreaming zwei verschiedene Abwehrstrategien an. Entweder erklärt man die Natur für inexistent, als blosse Konstruktion oder Projektion. Oder man zieht eine willkürliche Trennlinie zwischen Natur und Geist, Natur und Kultur oder Natur und sozialem Verhalten. Und beide Abwehrstrategien sind irgendwie faul.

 

Während die radikale Butler selbst in der Natur eine Geschlechtsnormierung zu erkennen glaubt und sich krampfhaft bemüht, auch noch die Wasserbüffel, See-Elefanten und Gorillas zu gendern, womit sie definitiv ins Surreale abgleitet, behaupten gemässigte Gender-Theoretiker, es gebe zwei verschiedene Geschlechtstypen: das kulturelle, respektive soziale Gender-Geschlecht und das biologische Geschlecht. Während Butler aufs Ganze geht, versucht man im Gender-Mainstreaming, um noch einigermassen glaubwürdig zu sein, Gender und Natur voneinander zu trennen. Das hat gewiss seine Vorteile. So kann man eine Sexualität ohne Biologie konstruieren. Das heisst: ohne störende Realität. Auf der Spielwiese freier Diskursivität kann man sich wunderbar abschotten und von einer zwangsweise gegenderten Gesellschaft träumen. Und so kann man naturwissenschaftliche Grundsätze hintertreiben und jeden logischen oder empirischen Einwand abschmettern. Schliesslich gilt das naturwissenschaftliche Denken nur für das biologische Geschlecht. Welch ein Irrtum! Das ist ungefähr so, als würde man behaupten, die Kochkunst hätte nichts mit der Verdauung zu tun. Oder mit chemischen und physikalischen Vorgängen. Und welch ein ungleiches Kräftemessen! Die Wissenschaft hat meistens eben doch Recht. Oder um den berühmtesten Ausspruch der Wissenschaftsgeschichte zu zitieren: "Und sie dreht sich doch!" Man kann zum Beispiel ziemlich objektiv und eindeutig bestimmen, ob jemand Frau oder Mann ist. Oder nichts von beidem. Oder beides zugleich. Und da gibt es einen klaren quantitativen Befund. Wirklich zweigeschlechtlich oder geschlechtsneutral ist, streng medizinisch oder wissenschaftlich gesehen, fast niemand. Solche Fälle sind seltener als Farbenblindheit, werden aber von der sogenannten Gender-Wissenschaft überproportional beansprucht, um eine Norm der Abweichungen zu etablieren. Freilich ist das absurd. Bloss weil es vereinzelte Fälle von Farbenblindheit gibt, käme niemand auf die Idee, das Farbfernsehen in Frage zu stellen. Die meisten Menschen, die das eigene biologische Geschlecht ablehnen oder zu etwas Fluidem transformieren möchten, tun dies aus einem subjektiven Gefühl heraus. Das braucht nichts Krankhaftes zu sein - wer hätte nicht seine Macken - aber es ist subjektiv. Ich kenne eine Frau, die sich für die wiedergeborene Kaiserin Sisi hält. Selbstverständlich darf sie das glauben. Aber sie kann nicht erwarten, dass man für sie eine goldene Kutsche organisiert. In ihrem Ausweis steht nicht, dass sie die Kaiserin von Österreich ist. Und die Grenzen zum Krankhaften sind dann doch irgendwie fliessend. Es gibt Menschen, die unter der Zwangsvorstellung leiden, sie seien jemand anderes als sie selbst. Muss man diesen Menschen bescheinigen, dass sie nicht sie selbst sind? Muss man ihre Dissoziation mitmachen und bestätigen? Wohl kaum. Ein Psychologe würde das schärfstens ablehnen. Hier trifft man sehr wohl einen Unterschied zwischen "normal" und "nicht normal". Der Widerspruch ist eklatant. Während die Liste der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) immer mehr psychische Erkrankungen und Störungen anführt - auch Burnout ist inzwischen als psychische Krankheit anerkannt - geht man in der Gender-Theorie den umgekehrten Weg: man normalisiert das Krankhafte. Wenn das Geschlecht den Rang einer öffentlich sanktionierten Selbstzuschreibung erhält, würde das zu einem moralischen Doppelstandard führen, der den Wunsch, ein Stinktier oder eine Kaiserin zu sein, als krankhaft beurteilt, aber den Wunsch, dem anderen oder keinem Geschlecht - oder vielleicht sogar einem fantasierten Alternativ-Geschlecht - anzugehören, als legitim und förderungswürdig. Diesen Doppelstandard müsste man der Gesellschaft aufzwingen: sozial und rechtlich. Menschen, die ein Problem mit ihrer Geschlechtsidentität haben, verdienen sicherlich jede Hilfe und Unterstützung. Andererseits ist es nicht die Aufgabe der Gesellschaft, sich den absolutistischen Bedürfnissen JEDER Minderheit anzupassen. Sollen Männer, die sich als Frauen fühlen, aber von der biologischen Ausstattung her keine Frauen sind, Zutritt zu weiblichen Schutzräumen erhalten? Sollen sie wie Frauen behandelt werden, buchstäblich überall und sogar beim Arzt? Sobald man die Gender-Logik ausweitet, sieht man, wie absurd sie eigentlich ist. Und zu welchen Komplikationen sie führt. Letztlich ist sie Ausdruck und Antrieb einer wissenschafts- und naturfeindlichen Ideologie. Und vielleicht auch eines Machbarkeitswahns, der sich über verantwortungsvolle Wissenschaft hinwegsetzen will. Ähnliches kennen wir auch aus der Eugenik. Auch wenn es in Sachen Gleichberechtigung nach wie vor sinnvolle Kritikpunkte gibt, hat sich der Feminismus durch seinen Pakt mit der Gender-Ideologie auf eine derart schiefe Bahn gebracht, dass er der Realität kaum noch gerecht wird. 

 

Da ist es besser, man hält sich an die Wissenschaft. Biologen, Neurologen und Verhaltensforscher zeigen uns die ungeschminkte Wahrheit: Männer sind testosterongesteuerte Tiere, die nur die Wahl haben zwischen Zirkus und freier Wildbahn, und Frauen sind östrogengesteuerte Schwatzbasen, wovon auch diejenigen hochgeschätzten Exemplare nicht ausgenommen sind, die auf Lehrstühlen für Gender Studies sitzen. An der menschlichen Natur herumzumäkeln, bringt nichts. Sie ist unverbesserlich. Die Natur lässt sich äusserstenfalls zähmen. Ausserstenfalls! Gegen den Strich bürsten lässt sie sich nicht. Wobei diese Zähmung ja schon immer vorhanden gewesen ist. Man nennt sie "Kultur". Wie jede Zähmung funktioniert die Kulturzähmung nur auf der Grundlage von natürlichen Regungen und Interessen. Einen Tiger so abzurichten, dass er sich wie ein Lamm verhält und Gras frisst, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Um den Sexismus zu vertreiben, propagiert man den Genderismus. Sexismus ist nichts Schönes. Aber ihn durch eine Lüge vertreiben zu wollen, ist auch nicht unbedingt das Wahre. Da sollte man schon ein bisschen kritisch sein. Beruht der Genderismus nicht auf einem Irrtum? Ist die Natur wirklich nur eine Verfügungsmasse unserer Konstruktionen? Und sind die Mittel, mit denen man das Gute herbeikonstruiert, überhaupt verhältnismässig? Oder auch nur wirksam? Ich glaube nicht. Hilfreich gegen Sexismus ist nicht eine ideologische Bevormundung, die aus Männern nonbinäre Wesen mit eingebildetem Penis und aus Frauen nonbinäre Wesen mit eingebildeteter Vulva machen möchte, sondern eine gelebte Kultur des galanten Respekts, der Höflichkeit und der männlichen Courtoisie. Eine Sublimierung, Dämpfung und Abfederung des natürlichen Verhaltens. Nur dumm, dass Neo-Feministinnen solche Tugenden schmähen, wo es nur geht, da sie in ihnen den patriarchalen Ungeist wittern. Das Korsett für die Frau. Diesbezüglich haben sie - wie alle Erben der 68er-Bewegung - das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Wer die kulturellen Einschränkungen entfernt, bekommt nicht Freiheit, sondern Verrohung. Ein Befund, mit dem Sigmund Freud immer noch hoch im Kurs steht. Seine Kulturtheorie erweist sich heute als zutreffender denn je.

   

Es gibt gute Gründe, die Hauptursache von Alltagssexismus nicht in Frauenfeindlichkeit zu sehen, sondern in einem Mangel an Etikette und Schamgefühl, der auch in anderen Bereichen sein Unwesen treibt. Zum Beispiel auch dort, wo sich Feministinnen mit dem Holzhammer empören. Insofern ist der politisch korrekte Puritanismus vielleicht nur die Überreaktion auf ein Problem, von dem er selber infiziert ist. (So würde es wahrscheinlich Freud sehen). Der Mangel an Umgangsformen ist ein allgemeines Phänomen. Und dahinter verbirgt sich noch ein weiteres Phänomen: die soziale Hackordnung. Die gerade von Frauen am heftigsten verteidigt wird. Und warum wohl? Verhaltensbiologen können das schlüssig erklären. Frauen nutzen die soziale Hierarchie, um sich abzusichern. Zur Not können sich Männer alleine durchschlagen, Frauen eher nicht. Und das hat nicht nur mit der Körperkraft zu tun. Ein Mann kann ein Kind zeugen und davonrennen. Die Frau bleibt beim Kind. Sie hat buchstäblich die biologische Konsequenz zu tragen, und je nachdem nicht nur 9 Monate lang, sondern 20 Jahre lang oder länger. Und ja, natürlich gibt es heute Verhütungsmittel. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass das entsprechende Verhalten evolutionär eingeübt worden ist. Das weibliche Kinderkriegen ist älter als die Pille. Und zwar schätzungsweise 1.5 Milliarden Jahre. Als irgendein in der Ursuppe schwimmendes Lebewesen (schon Tierchen oder noch Pflanze?) nicht mehr Sex mit sich selber haben wollte und sich dazu entschloss, sich in Männchen und Weibchen zu teilen, damit beide ihr Vergnügen miteinander haben, ist die Weiche gestellt worden, die weibliches Verhalten auch auf einer höheren Evolutionsstufe biologisch determiniert, ungeachtet dessen, was Gender-Theoretiker hervorzaubern, um dieses Verhalten als angelernt oder sozial aufoktroyiert erscheinen zu lassen. Es liegt am Kinderkriegen und diesen 1.5 Milliarden Jahren, dass Frauen sozialer, kommunikativer, zugewandter, mehr auf den Mitmenschen bezogen sind als Männer. Am Kinderkriegen und an den 1.5 Milliarden Jahren liegt es, dass Frauen sozial abhängiger sind. Mit der sozialen Stellung steht oder fällt der  weibliche Fortpflanzungserfolg. Und das ist auch die Erklärung dafür, dass Frauen die grösseren Materialisten und Realisten sind. Sie sind die Schlaueren, wenn es darum geht, sich abzusichern und Risiken zu vermeiden. Man könnte auch sagen, Frauen seien vernünftiger als Männer, und das ist nicht bloss ein Klischee, die Unfall- und Gewaltstatistik beweist es. Frauen gehen auf Nummer sicher, sie wollen sich mit ihrer Umwelt möglichst gut stellen, und in diesen Hang zur sozialen Absicherung ist selbstverständlich auch die Partnersuche eingebunden. Die Frau muss sich den Richtigen schnappen, am besten gleich den Chef. Sie investiert nichts weniger als ihren Körper. Sie braucht den "ranghöheren" Mann. Sie braucht seine Ressourcen, seine soziale Stellung. Und damit korrespondiert nun haargenau das männliche Verhalten. Der Mann braucht Macht, Einfluss und Prestige, damit er beim andern Geschlecht punkten kann. Und damit zusammenhängend natürlich ein gehöriges Mass an Risikobereitschaft. Memmen sind schlechte Männer. Schutzbedürftige Frauen sind sexy. Das Schema ist nicht anerzogen, es hat einen plausiblen biologischen Hintergrund. Beim Mann spielt der soziale Rang der Frau überhaupt keine Rolle. Er liebt die Frau auch, wenn sie ein Aschenputtel ist, und dann vielleicht erst recht. Er muss nicht wählerisch sein. Wieso auch? Will er seine Gene erfolgreich weitergeben, muss er lediglich den Samen möglichst weit herumstreuen. Wie es Bäume machen, die Flugsamen abwerfen. Die Reichweite ist entscheidend, nicht die Zielgenauigkeit. (Manche Männer befolgen diese Devise auch beim Wasserlassen). Bei den Frauen ist es umgekehrt, wobei es hier sozusagen eine Unterstrategie gibt, eine prophylaktische Reichweitenvergrösserung, die den Mann ziemlich verlässlich zum Hahnrei macht. Für die Frau muss das Gen-Matching (die Wahl der bestmöglichen Eigenschaften für den Nachwuchs) genauso stimmen wie die materielle und emotionale Absicherung, wozu es manchmal mehr als einen Mann braucht. Im theoretischen Idealfall braucht eine Frau drei Männer. Einen fürs Bett, einen zum Sich-Ausweinen und einen dritten, der alles bezahlt. Den ersten Mann nennt man "Liebhaber", den zweiten "Freund" und den dritten "Ehemann" oder "Vater". Promiskuitiv sind beide Geschlechter, jedoch aus den exakt entgegengesetzten Gründen. Die Frau ist promiskuitiv, weil sie wählerisch ist. Der Mann ist promiskuitiv, weil er nicht wählerisch ist. Auch wenn es im Endergebnis meistens auf Ähnliches oder Gleiches hinausläuft, sind die Fortpflanzungsstrategien so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Eine Frau verhält sich wie eine Frau und ein Mann wie ein Mann. Und anerzogen ist hier gar nichts. Man bekommt den Sexualtrieb nicht als Betriebsanleitung, die man allenfalls umschreiben könnte, bis alles genauso ist, wie es die Gender-Ideologen gerne hätten. Unter diesem Aspekt sollte man die ganze Sexismus-Debatte ein bisschen entschärfen. Und vor allem sollte man ihre Annahmen über die Wirklichkeit nicht für bare Münze nehmen. Da lügen sich die Leute zum Teil die Hucke voll. Normalerweise wird Sexismus als männliche Machtausübung verstanden. Und meistens operiert man dabei mit zwei grundlegenden Irrtümern. 

 

Der erste Irrtum betrifft die Machtfrage oder das leidige Patriarchat. Ganz so unrecht haben die Feministinnen natürlich nicht, wenn sie das "böse Patriarchat" anklagen. Sogar im 20. Jahrhundert sind bei uns Frauen lange Zeit noch benachteiligt worden, rechtlich, ökonomisch, politisch, sozial oder wie auch immer. Das bestreitet niemand. Dass aber in den letzten fünfzig Jahren eine Aufholjagd stattgefunden hat und dass Frauen und Männer in den westlichen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts mehr oder weniger gleichauf sind, sollte man ebenfalls nicht bestreiten. Und natürlich gibt es immer noch strukturelle Mängel, wobei das inzwischen für beide Geschlechter gilt. Da und dort haben die Frauen derart rabiat aufgeholt, dass Männer (laut dem deutschen Gleichstellungsbericht) in einzelnen Belangen diskriminiert werden. Fazit: es gibt bei uns definitiv keine hierarchische Unterdrückung der Frauen mehr. Allerdings gibt es einen Bereich, wo das Patriarchat stillschweigend weiter existiert: nämlich die Biologie. Die Biologie lässt sich nicht abschaffen, auch nicht in modernen Gesellschaften, wo die Geschlechter weitgehend gleiche Chancen und Möglichkeiten haben. Männer zielen darauf ab, möglichst gute Fortpflanzungschancen zu bekommen, und für diesen Zweck konstituieren sie eine Macht, die Frauen ihrerseits für sich nutzen. Oder sogar gänzlich an sich reissen. Machtgeil sind beide Geschlechter, siehe "Macbeth" von Shakespeare. Macbeth ermordet den König, um selber König zu werden, und seine Frau stachelt ihn dazu an, weil seine Macht auch ihre Macht ist. Shakespeare zeigt es fast schon exemplarisch: es greift zu kurz, wenn man bei Machtfragen nur den Mann ins Visier nimmt. Oder besser gesagt: die böse Männlichkeit. Machtpolitisch wie auch biologisch sind die Geschlechter hoffnungslos ineinander verwoben und voneinander abhängig. Nicht umsonst heisst es: hinter jedem mächtigen Mann steht eine starke Frau. Und ebensogut könnte man sagen, dass hinter jeder mächtigen Frau mindestens ein mächtiger Mann steht, der sie in den Sattel gehoben hat. Die ganze Sexismus-Debatte tut so, als wären die Männer permanent am Machthebel, um den die Frauen kämpfen müssen. Das ist aber nicht einmal in ausgeprägten patriarchalen Gesellschaften der Fall. Männer und Frauen bedienen den Machthebel seit jeher gemeinsam. Es sind Komplizen. Ohne die Machtbesessenheit von Frauen gäbe es keine mächtigen Männer, und wenn es eine Frau zu Macht bringt, dann meistens auf dem Buckel mächtiger Männer, die sie austrickst, ausbootet oder zu ihren Spiessgesellen und Sparringpartnern macht. Und wenn der Mann ein Teufel ist, findet er garantiert eine Teufelin, die ihn unterstützt. Das alles wurzelt in der menschlichen Natur - und eben nicht in der jeweiligen Gesellschaftsordnung. Und selbstverständlich gibt es Gesellschaften, in denen Frauen systematisch unterdrückt und - zumindest formal oder offiziell - von der Macht ferngehalten werden. Aber da müsste man eben konkret werden und zum Beispiel auf den Iran, Afghanistan, Somalia oder Uganda verweisen. Von einem frauenfeindlichen Regime sind wir in Europa weit entfernt, und soweit ich sehe, beklagt das niemand. Andererseits gibt es - unabhängig von Zeiten und Kulturen - eine spezifisch männliche Macht. Und sie hat eine klare biologische Funktion. Und es ist ziemlich sinnlos, eine Naturkonstante zu kritisieren. Genauso gut könnte man ein Nashorn dafür kritisieren, dass es ein "gefährliches" Horn hat. O weh! Das Nashorn hat ein Horn! Wie schlimm! Oh weh, der Mann ist machtbesessen! Er will Chef sein. Er will Verantwortung tragen und seine Kinder ernähren. Da hilft nur noch die Säge! Das Horn muss weg!

 

Der zweite Irrtum betrifft das Vorurteil, Männer würden Frauen in eine Schablone gesellschaftlich normierter Weiblichkeit pressen. Solche Schablonen gibt es zweifellos. Auch die Meinung, Männer würden Frauen in eine solche Schablone pressen, ist letztlich genau das: eine Schablone, eine bequeme Vereinfachung, ein Klischee, wenn man so will. Klischees gibt es über alles und jedes. Und es gibt sie haufenweise. So wie es mehr oder weniger abwertende Klischees über Männer gibt - mit Autos, Fussball, Bier und schlechter Körperhygiene ist das Thema ungefähr abgedeckt - gibt es auch sehr einseitige Klischees über Frauen. Zum Beispiel: "Die Frau hat kleine Hände, damit sie beim Putzen besser in die Ecken kommt." (Helge Schneider). Bei uns kann man über sowas lachen. Wer das ernst nimmt, ist selberschuld. In Afghanistan oder Algerien ist die Sache eine andere. Aber bei uns wird das Wort "Sexismus" sehr schnell zum Bumerang. Sexismus - um dieses Wort ein bisschen mit der Realität abzugleichen - beobachte ich am häufigsten bei Frauen, die über andere Frauen herziehen. Das ist nun wirklich nichts Ungewöhnliches: Frauen, die andere Frauen taxieren, sie in puncto Sex Appeal, Figur, Schönheit, Weiblichkeit, Mode, Frisur etc. "scannen" und bewerten. Heidi Klumm ist eine Frau, und ihre Fans sind ebenfalls Frauen. Es ist die Frau, die Weiblichkeit definiert. Sie reglementiert, was sie bei sich selbst oder andern Frauen mag oder nicht mag. Und nicht der Mann! Es sei denn, er ist ein schwuler Modedesigner. Der typische Mann ist bei der Reglementierung von Weiblichkeit eher zurückhaltend, wenn nicht sogar völlig passiv und ignorant. Wenn es um Frauen geht, sind die meisten Männer alles andere als Spezialisten. Trägt die Frau eine neue Bluse, ist ihr Mann der Letzte, der es merkt. Einer anderen Frau entgehen jedoch derartige Veränderungen nicht. Traurig, aber wahr. Wer presst hier wen in eine sexistische Schablone? 

 

Harmlosen Alltagssexismus als frauenfeindlich zu brandmarken, erscheint ziemlich dumm, wenn man das mal vor dem Hintergrund wirklicher Frauenfeindlichkeit betrachtet. Insofern geraten Feministinnen in eine schlimme Zwickmühle. Da sie in den westlichen Gesellschaften ihre Ziele weitgehend erreicht haben und die massive Frauendiskriminierung in den Migrantenmilieus und den rückständigen Kulturen anderer Erdteile nicht wahrhaben wollen, bleibt ihnen nur die Möglichkeit, auf den "bösen weissen Mann" zu spielen. Was natürlich nicht aufgeht, da der "böse weisse Mann" schon ziemlich feminisiert ist, wie auch die westliche Gesellschaft als Ganzes, die den traditionell weiblichen "Soft Skills" immer stärker den Vorzug gibt, während die "bösen weissen Männer" sich eher lächerlich machen, wenn sie im Hochgefühl ihrer Männlichkeit wilde Stiere zureiten oder jemandem "die Prügel rausschmeissen", wie es der Youtuber und Heavy-Metal-Experte "Drachenlord" so schön formuliert hat. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass Buben in der Schule benachteiligt werden. Überhaupt werden Männer nahezu überall herabgesetzt und lächerlich gemacht. In etwa 80 Prozent aller Werbefilme, in denen Interaktionen zwischen Männern und Frauen dargestellt werden, agieren die Männer als Volltrottel. (Was natürlich auch eine biologische Komponente hat, da witzige Männer bei Frauen gut ankommen). Von einer generellen Frauenverachtung kann also keine Rede sein. Im Gegenteil. Unsere Gesellschaft ist stark verweiblicht. Was übrigens ein Indiz dafür ist, dass das Geschlecht eben doch keine Konstruktion ist. Wenn dem so wäre, könnte man ja Frauen konstruieren, die Männerfussball spielen und auf Baustellen schuften. Nun gibt es aber einen Frauenfussball, und wo immer sich Frauen einbringen, sind es eben Frauen, die sich einbringen. Mit ihren ganz eigenen Stärken und Schwächen. Sobald die Frauen den Ton angeben, geht es anders zu. Und doch auch wieder nicht. Denn die Männer sind ja nicht von der Bildfläche verschwunden, und das Pendel tendiert immer zur Mitte. Unsere Gesellschaft hat diese Mitte weitgehend verwirklicht. Seitdem man nicht mehr auf die Grosswildjagd geht und den Nachbarschaftskonflikt nicht mehr mit dem Morgenstern und der Streitaxt löst, ist die Rolle des Mannes ohnehin nicht mehr so dominant. Er ist nicht mehr derjenige, der mit seiner Muskelkraft das Überleben seiner Familie oder Sippschaft zu gewährleisten hat, und deshalb hat sich auch die Rolle der Frau verändert. Die technologischen und zivilisatorischen Errungenschaften der letzten 200 Jahre haben wahrscheinlich mehr für die Gleichberechtigung getan als sämtliche Sufragetten und Turbo-Feministinnen, inklusive Alice Schwarzer.

 

Was uns auf einen interessanten Punkt bringt. Die Produktionsverhältnisse! Weshalb benennt man nicht Ross und Reiter? Weshalb benennt man nicht die wahren Kräfte, die hier am Werk sind? In Marx finden wir die schlüssigste Erklärung dafür, weshalb Männer und Frauen mit unterschiedlichen Bedingungen zu kämpfen haben. Und was es mit der vielbeschworenen "Gleichstellung" auf sich hat. Ohne Marx versteht man das nicht. Ohne Marx ist der Feminismus eine Luftblase, die irgendwann zerplatzt. Der wirkliche Feminismus heisst Marxismus, und der grösste Frauenversteher unter den Philosophen heisst Karl Marx. Im Gegensatz zu vielen Feministinnen hat ER verstanden, worum es beim Feminismus geht. Es sind die Produktionsverhältnisse, die die geschlechtliche Rolle definieren und die Gleichstellung von Mann und Frau erst eigentlich ermöglichen, und zwar vor jedem Bewusstseinswandel, vor jeder Ideologisierung. Der Feminismus hat die Frauen nicht befreit. Er hat ihnen lediglich gesagt, dass sie sich befreien müssen. Er hat den ideologischen Appell formuliert, NACHDEM die Voraussetzungen für die geforderte Befreiung schon geschaffen worden sind. Und so läuft es bis heute. Der Feminismus bestätigt eine Realität, die andernorts verwirklicht wurde und wird. Es ist nicht der Feminismus, sondern die Technik, was die Gleichberechtigung ermöglicht. Würden wir durch einen Atomkrieg in die Steinzeit zurückfallen, wäre es mit dem Feminismus schlagartig vorbei. Und auch mit der Gleichberechtigung. Dann wären wir plötzlich wieder auf dem Stand von anno dazumal, als man die Frau seiner Träume mit einem erlegten Wild auf sich aufmerksam gemacht hat, um sie gleich darauf an den Haaren in ein Gebüsch zu zerren. Durch Proteste, Appelle und ideologische Bevormundungen ändert sich eine Gesellschaft nicht. Erst durch veränderte ökonomische und technologische Rahmenbedingungen ändert sich eine Gesellschaft. Ein Prozess, der bis heute anhält - und selbstverständlich weitergehen wird.

 

Es ist klar, dass der technische Fortschritt allein nicht ausreicht, um Männer und Frauen gleichzustellen. Damit die Gleichberechtigung verwirklicht werden kann, braucht es eine Zivilgesellschaft, die die Prinzipien der Aufklärung verinnerlicht hat. Es braucht also eine Zivilisation, die tatsächlich zivilisiert ist. Weshalb es zum Beispiel in hochentwickelten, aber religiös und traditionalistisch geprägten Ländern wie Katar oder Saudi-Arabien mit der Gleichberechtigung nicht so weit her ist. Sicherlich gibt es auch bei uns noch ein paar Baustellen. Doch im grossen und ganzen sind wir genau dort, wo die Frauenbewegung vor hundert Jahren hinwollte. Sind die Männer deshalb entmachtet worden? Nein, natürlich nicht! Die nach wie vor bestehende männliche Dominanz in Wirtschaft und Politik kann man als halb volles oder halb leeres Glas begreifen. Verhandlungsgeschick und Flexibilität sind dort mittlerweilen genauso gefragt wie Dickfelligkeit und Durchsetzungsvermögen. Dass Frauen in unserer hochgetrimmten Kommunikationsgesellschaft benachteiligt sind, kann niemand ernstlich glauben, der jemals mit einer Frau geredet hat. Wenn Frauen etwas können, dann ist es reden. Wenn ein Mann wie ein Buch redet, dann steht er meistens auf einer Bühne und kandidiert als Präsident. Ansonsten ist der Mann eher auf den Mund gefallen. Oder ist das auch nur wieder so ein Klischee? Machen wir uns locker. Klischees bestätigen meistens etwas, das in der Realität doch irgendwie stimmt, wenn auch nicht bei jedem einzelnen Individuum. Wenn es um die Frage geht, ob Frauen besser oder zumindest häufiger reden als Männer, kann man getrost die Wissenschaft zu Hilfe nehmen. Autismus kommt bei Buben häufiger vor als bei Mädchen, und die Sprache erwerben Mädchen weitaus früher und leichter, als man das bei Buben beobachtet. Es gibt hier also signifikante Unterschiede, die nicht anerzogen sind. Natürlich würden Neo-Feministinnen jubeln, wenn es mehr Mädchen mit Autismus oder Sprachstörungen gäbe. Aber die Realität tut ihnen diesen Gefallen nicht. Und diese Realität mag vielleicht da und dort unschön oder bedauerlich sein, aber sie ist nichts, das. man im Namen der Gleichberechtigung bekämpfen müsste. Gleichberechtigung heisst ja nicht, dass geschlechtsspezifische Eigenschaften annulliert und verleugnet werden müssten. Die Gender-Ideologie versucht das mit grossem theoretischem Aufwand - und liegt trotzdem weit daneben. Männer und Frauen verfügen über jeweils unterschiedliche Anlagen und Fähigkeiten, die in einer äusserst weitsichtigen Natur wurzeln. Kürzlich hat man Popsongs systematisch auf ihren Wortschatz untersucht. Und eines hat sich dabei klar herauskristallisiert: Popsongs, die von Frauen geschrieben und gesungen werden, haben den grösseren Wortschatz. Selbst Bob Dylan liegt weit abgeschlagen hinter einer ganzen Reihe Frauen, die noch wortreicher singen als er. Und schon haben wir wieder das schöne alte Klischee von der Quasselstrippe. Wirklich nur ein Klischee? Die Biologie kann das gut erklären. Weil die Frau die erste Instanz ist, die dem Kind das Sprechen beibringt, ist sie dem Mann diesbezüglich überlegen. So wie der Mann in anderen Bereichen der Überlegene ist. Und den Schlüssel dazu liefert die Evolution.

  

Dann wäre da noch die Lohnungleichheit. Die existiert tatsächlich. Eins zu Null für die Feministinnen! Ich verderbe ihnen die Freude natürlich nur ungern, aber die Statistiken reden nicht unbedingt vom "bösen weissen Mann", der alle Chefposten besetzt hält. Der Bösewicht heisst nicht "Patriarchat", sondern "Kapitalismus". Um die Lohnungleichheit zu beseitigen oder einzudämmen, müsste man gegen ein System vorgehen, in dem weiblich definierte und von Frauen bevorzugte Tätigkeiten schlecht entlöhnt werden. Was dann eben nicht Frauenpolitik wäre, sondern Marxismus. Im grossen und ganzen (Ausnahmen gibt es immer) verdienen Frauen nicht deshalb weniger, weil sie Frauen sind, sondern weil sie überproportional in Berufen tätig sind, in denen auch Männer schlecht verdienen. Dass Frauen in den Chefetagen hin und wieder ein paar Franken weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, trifft zwar zu, ist aber ein Scheinproblem. Hier wird eine "Diskriminierung Deluxe" vorgeschoben, um die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen. Das Problem liegt nämlich auf einer völlig anderen Ebene. Und dort könnte es für die kapitalismushörigen Gender-Linken richtig heikel werden. Es liegt doch auf der Hand, dass der Kapitalismus die Frauen nicht ausnützt, weil irgendjemand etwas gegen Frauen hätte, sondern weil sich Frauen unter kapitalistischen Gesichtspunkten in besonderem Masse dazu eignen, ausgenützt zu werden. Der Misstand ist nicht ideologisch bedingt, sondern systemisch. Kein Bauer melkt seine Kuh in der Absicht, sie zu "unterdrücken". Aus der Sicht des Bauern ist die Kuh ein wertvolles Nutztier. In schlecht gestellten und schlecht bezahlten Berufen suchen die Arbeitgeber oft ganz gezielt nach Frauen. "Verkäuferin gesucht", heisst es da etwa. Fast nie heisst es: "Verkäuferin oder Verkäufer gesucht". Der Grund dafür ist recht einfach: Frauen können prima ausgebeutet werden. Ich habe über 20 Jahre lang als Verkäufer gearbeitet, Frauenanteil etwa 80 Prozent, und ich kann nun wahrlich nicht behaupten, dass ich dort als Mann irgendwie  bevorteilt worden wäre. Die Ausnützerei geschah ohne Ansehen des Geschlechts, betraf aber vorwiegend Frauen, weil sie in der Mehrheit waren. Und weil viele von ihnen, anders als die jobbenden Studentinnen und Studenten, bei denen der Männer- und Frauenanteil etwa gleich gross war, nicht nur temporär angestellt waren. Im übrigen habe ich dort auch die weibliche Sicht kennengelernt. Ich habe mit Dutzenden von Frauen - direktbetroffenen Frauen - über dieses Thema diskutiert, und es stimmt: Frauen werden systematisch ausgebeutet.  Doch eben nicht  - und das ist der springende Punkt! - auf der Grundlage irgendeiner Benachteiligung Männern gegenüber. Für mich steht schon lange fest, dass der sogenannte Gender-Pay-Gap ein Märchen ist. Nicht nur deswegen, weil er oft unbereinigt dargestellt wird, mit falschen Vergleichsgrössen, sondern auch deswegen, weil er mehrheitlich Gutverdiener betrifft, bei denen ich wirklich keine Träne vergiessen kann, wenn in einzelnen Fällen Frauen ein bisschen weniger gut verdienen als die gleichgestellten männlichen CEOs. Für die taffen Karrierefrauen, die in ihren Spitzepositionen von den bösen Männern unterdrückt und schikaniert werden, empfinde ich weder Sympathie noch Antipathie. Es ist nur so, dass die meisten Frauen von solchen Problemen überhaupt nicht tangiert werden. Wir befinden uns hier in einer neoliberalen Scheinwelt, im Versailles des 21. Jahrhunderts, wo man sich darüber wundert, dass die Armen keinen Kuchen essen, wenn es ihnen an Brot mangelt. Die  New Yorker Philosophieprofessorin Nancy Fraser spricht in diesem Zusammenhang von der "hegemonialen Krise des progressiven Neoliberalismus". Die progressiven Kräfte eines elitär-liberalen Feminismus, eines gepushten Multikulturalismus und eines grünen Kapitalismus bezeichnet sie als "emanzipatorische Fassade", als "Alibi für die Raubzüge des Kapitals". Nun ist Nancy Fraser natürlich alles andere als ein Bier saufender Wutbürger, der in seinem Schrebergarten gegen den Feminismus stänkert. Was die einfachen "dummen" Leute fühlen, aber nicht diskursgerecht ausdrücken können, bringt die Feministin Nancy Fraser diskursgerecht auf den Punkt. Im neuen Feminismus - wie überhaupt in allen Sozialutopien, die auf dem Fundament des Poststrukturalismus erbaut wurden - haben wir es mit einer Schieflage zu tun, einer elitären Fehlwahrnehmung, die den Zynismus regelrecht herausfordert. Ach, die armen gut verdienenden Frauen! Im monatlichen Schnitt verdienen sie 2.50 Franken weniger als die Kollegen in der gleichen Lohnklasse. Und das bei einem Monatsgehalt von 15'000 Franken! Ach herrjemine! Was für eine Tragödie! Die armen geknechteten Frauen! Aber zurück zur Realität. Ich kenne Frauen, die unter dem Existenzminimum schuften. Und da kräht keine Feministin danach. Oder nur, wenn sich die entsprechenden Daten in eine Gender-Statistik der Lohnungleichheit einbauen lassen. Ansonsten übergeht man dergleichen lieber. Der Job einer Putzfrau oder Fleischwurst-Verkäuferin ist halt nicht unbedingt das ideale Aushängeschild für den Feminismus. Neo-Feministinnen - sogenannte Gender-Feministinnen - setzen sich lieber für Frauen ein, "die es nach oben geschafft haben". Doch das ist eine Minderheit. So wie es auch bei den Männern nur eine Minderheit ist, "die es nach oben geschafft hat". Es stimmt: Frauen verdienen oftmals schlecht. Aber genauso stimmt auch: wenn die Bezahlung mies ist, hat der männliche Kollege mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den gleichen Scheisslohn. Bei den Geringverdienern herrscht Gleichheit, alle verdienen gleich schlecht, und DAS scheint mir der neuralgische Punkt am ganzen Problem. Hier widerspricht sich der Feminismus selbst, weil die schlecht bezahlten Frauen ja eigentlich gar kein Problem darstellen dürften. Sie sind ja nicht diskriminiert. Hier fällt das Gender-Konstrukt in sich zusammen wie ein Kartenhäuschen. Die angemahnte Lohngleichheit zwischen Mann und Frau ist zwar richtig, aber sie ist auch verlogen. Sie dient als Feigenblatt und Ablenkungsmanöver. Wo ist denn der Kapitalismus auch nur im geringsten fair oder gerecht? Kapitalismus beruht nun mal auf Ausbeutung, und das betrifft vor allem Tätigkeiten, in denen die Karrieremöglichkeiten beschränkt sind: Verkäuferjobs, Jobs in der Pflegebranche, in der Hotelbranche, in der Reinigungsbranche, Jobs auf Teilzeit- und Aushilfsbasis etc. Das alles sind Jobs, die zu einem Grossteil von Frauen ausgeübt werden, weil Frauen dem Beruf tendenziell eine andere Bedeutung beimessen als Männer. Keine geringere, aber eine andere. Die Gebärfähigkeit beeinflusst die Prioritäten und die ganze Lebenshaltung, zum Beispiel auch das Risikoverhalten, das bei Männern (Testosteron!) weitaus stärker entwickelt ist. Frauen arbeiten viel mehr Teilzeit, sie arbeiten mit mehr Unterbrüchen, und trotz allen Möglichkeiten, die sie eigentlich hätten, streben sie weniger danach, sich vom Beruf zu hundert Prozent vereinnahmen zu lassen. Kein Wunder sind Frauen materiell nach wie vor am kürzeren Hebel. Diesen Hebel verstellt man nicht, indem man auf den Männern rumhackt und ihnen vorwirft, sie würden die Frauen "unterdrücken". Es ist, wie gesagt, ein Problem, das im Kapitalismus angelegt ist, ein Problem, das man marxistisch analysieren müsste. Ja, ich weiss, es gibt im Feminismus auch eine marxistische Betrachtungsweise. Und es gibt einen Feminismus, der die Auswüchse der Gender-Ideologie unverhohlen kritisiert, einen Old-Scool-Feminismus, wie ihn zum Beispiel Alice Schwarzer vertritt. Andererseits ist das schon längst nicht mehr die Hauptströmung. Neo-Feministinnen arbeiten über die Köpfe der meisten Frauen hinweg. Sie arbeiten an einem Projekt für die Eliten. Der Gender-Klamauk (mir fällt kein besseres Wort ein) nährt die Illusion, dass eine Frau dank Genderismus nicht Putzfrau oder Fleischwurst-Verkäuferin wird, sondern Generaldirektorin. Als ob das strukturelle Problem in der patriarchalen Gesinnung läge! Oder überhaupt in einer Gesinnung, die völlig losgelöst vom Kapitalismus existiert. Der Grundirrtum der Neo-Feministinnen besteht darin, dass sie die materielle Realität (= Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau) als das Ergebnis eines unzulänglich gegenderten Bewusstseins interpretieren. Doch in Wahrheit - und da kommt eben Marx ins Spiel - erschafft nicht das Bewusstsein die materielle Realität, sondern die materielle Realität das Bewusstsein. Auch bei der Lohnungleichheit müsste man den guten alten Hegel vom Kopf auf die Füsse stellen. Oder wie Brecht es formuliert hat: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral." Wenn Frauen im Arbeitsleben schlecht wegkommen, liegt das nicht daran, dass sie oder ihre Ausbeuter eine mangelhafte feministische Gesinnung haben. Wenn man an der Lohnungleichheit etwas ändern will, muss man beim System ansetzen, beim Kapitalismus. Man müsste für mehr Gerechtigkeit sorgen, und zwar nicht nur für Frauen, sondern für alle und jeden. Gerechtigkeit kann nur marxistisch eingelöst werden: ein Bewusstsein, das den Linken - und auch den Feministinnen - weitgehend abhanden gekommen ist. Diese Gesinnung befasst sich mit dem System, das jede andere Gesinnung hervorbringt. Sie begibt sich auf die Meta-Ebene. Und das wäre denn auch die einzige Gesinnung, die etwas ausrichten könnte. Das Bewusstsein der dialektisch-materialistischen Zusammenhänge ist der einzig mögliche Angelpunkt für mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern - und letztlich auch der Hebel, der geschlechtsspezifische Stereotypen, die durchaus nicht immer naturbedingt sind, beeinflussen kann. In der DDR waren die Frauen, gemessen am Standard der damaligen Zeit, ausserordentlich emanzipiert und selbstbewusst. In Verkennung dieser Tatsache gerät der Genderismus zu einer Alibi-Veranstaltung von Privilegierten, was den gemässigten Linken zunehmend zum Verhängnis wird. Nicht grundlos stürzen die Sozialdemokraten überall ab. Zum Thema "Klassenkampf" haben sie überhaupt nichts mehr zu sagen. Stattdessen irren sie in einem Spiegellabyrinth potentiell diskriminierter Minderheiten und Sondergruppen umher und verlieren sich in einem moralischen Sektierertum, das mit naiven Selbstüberzeugungsmantras eine heile Welt erschaffen möchte.

 

Im linksliberalen Universum der Diskriminierungen gibt es kein Unten und keine Ränder, keine wirklich unterdrückte Klasse, denn alles ist hier nur noch eine Frage von individuellen Empfindlichkeiten und Etikettierungen, die man pseudowissenschaftlich unterfüttert, um ihnen den Anschein von Objektivität zu geben. So läuft es leider auch im Feminismus. Während die früheren Feministinnen - Hut ab, das waren noch Frauen! - um Grundrechte und gegen verkrustete Konventionen gekämpft haben, erliegen die heutigen Feministinnen allzu oft der infantilen Regression privilegierter Menschen, die es sich leisten können, in Luxusproblemen zu schwelgen. Sexismus? Gendergerechte Sprache? "Woman's March" gegen Donald Trump? Scheiss drauf! Den einfachen Büezer tangiert das nicht. Er muss schauen, dass er seine Rechnungen bezahlen kann. Und ob die Schlafzimmerdebatte für die geringverdienenden Putzfrauen und Pflegerinnen oder die zwangsverheirateten Frauen in Afghanistan besonders hilfreich ist, darf bezweifelt werden. Was Nancy Fraser als "emanzipatorische Fassade" bezeichnet, ist ein aufklärerisches Projekt, das seine Grundlagen zunehmend verliert, weil es vom Kapitalismus gekapert, instrumentalisiert und korrumpiert worden ist. Im wesentlichen geht es nur noch darum, den Schein zu wahren. Stimmen, die behaupten, die #MeToo-Debatte habe das allgemeine Bewusstsein "nachhaltig und tiefgreifend" verändert, bringen die Illusion unfreiwillig auf den Punkt. Eine in ihrer Selbstbestätigungsblase gefangene Elite, bestehend aus JournalistInnen, AkademikerInnen, KulturintendantInnen, Kulturschaffenden und PolitikerInnen, bestimmt, was die Allgemeinheit zu denken und zu empfinden hat. Oder bildet sich das zumindest ein. Bei 99.9 Prozent aller Menschen kommt diese Debatte gar nie an, auch wenn sie durch das Internet und die Prominenz mancher Beteiligten eine gewisse oberflächliche Breitenwirkung bekommen hat. Und gerade diesbezüglich ist das Internet eine Falle: Öffentlichkeit ist hier nicht gleichzusetzen mit Realität. Die Shitstorm-Dynamik von Hashtags erzeugt zwar Wellen, hat aber keinerlei Einfluss auf die Grosswetterlage. Ein Problembewusstsein ist und bleibt virtuell in dem Masse, wie es von oben gesteuert wird und der Internet-Logik kurzlebiger Sensationslüsternheit unterliegt. Die #MeToo-Debatte spielt sich vorwiegend im Schnürboden eines elitären Diskurses ab und würde die Öffentlichkeit ohne den kleinen, scheinheilig beigemischten "Revolverblatt"-Faktor gar nicht interessieren. Dass diese ganze Problematik nur vorgeschoben wird, um von der wachsenden sozialen Ungleichheit abzulenken, liegt auf der Hand. Die #MeToo-Debatte ist das, was Marx auf den Begriff des "Überbaus" gebracht hat: eine Moral der "Verblendung", wie Marx das nannte. Ausgehend von Marx kann man sich fragen, ob diese antisexistische Elite nicht von den ungerechten Produktionsverhältnissen und dem Gefälle zwischen Arm und Reich ablenken will, indem sie einen "Bölimann" installiert. Den Mann eben.

  

Der "sexsüchtige Heinrich mit den sechs Ehefrauen" mag ein fürchterlicher Macho gewesen sein, ein Schürzenjäger und Tyrann. Doch wie wir wissen, ist das nur die halbe Geschichte. Um die schöne Anne Boleyn heiraten zu können, von der er sich einen männlichen Thronerben versprach, überwarf sich Heinrich mit dem Papst, löste die englischen Klöster auf und gründete seine eigene Kirche. Alles umsonst! Anne Boleyn bekam nur ein Mädchen. Doch das wurde dann prompt die Königin, die England aus den grössten Krisen herausgeführt und zur Weltmacht aufgebaut hat. Elizabeth I. war eine starke und eigensinnige Frau. Ein Ergebnis guter Gene. Ganz der Papa, könnte man sagen. Und apropos Gene: unter den Wissenschaftlern, die den Höhlenlöwen klonen wollen, gibt es auch ein paar Frauen, also Wissenschaftlerinnen. Trotzdem steht halt wieder einmal ein Mann im Mittelpunkt. Und am Schluss heisst es, wie so oft: gut gebrüllt, Löwe!

 

 

2017